Jahrestagung - Archiv
Jahrestagung 2006
Fachgruppen Physik, Mathematik und Informatik in Ebermannstadt
Allgemeiner Erfahrungsaustausch:
Nach einem Austausch über die Tätigkeiten der einzelnen Bezirksfachgruppenleiter über die Veranstaltungen im Schuljahr 2005/06 wurden die Entwicklungen im achtjährigen Gymnasium innerhalb der einzelnen Fachgruppen diskutiert.
In Physik stand vor allem die mangelnde Berücksichtigung der Naturwissenschaften in der Oberstufe im Vordergrund und die Aktivitäten der Fachgruppenleiterin in diesem Zusammenhang.
Fachgruppe Physik:
Als zweites Thema wurde die Umsetzung des Lehrplans im Fach Natur und Technik, Schwerpunkt Physik diskutiert.
Die Beobachtungen der Kolleginnen und Kollegen bestätigte die Erkenntnisse der Entwicklungspsychologie, dass die Schülerinnen und Schüler in der 7. Jahrgangsstufe ein weit geringeres Abstraktionsvermögen besitzen, als bei Beginn des Physik-unterrichts in der 8. Jahrgangsstufe.
Dies erfordert große Veränderungen in der Art des Physikunterrichtens.
Spielerische Zugänge und eigentätige Zugänge fördern die Motivation, jedoch erscheint die Fülle der Inhalte, die bereits eine hohe Anforderung an das Abstraktionsvermögen stellen, dieser Absicht zuwider zulaufen.
Auch die veränderten Rahmenbedingungen erfordern eine große Umstellung der Lehrkräfte Dazu gehört z. B. der Physikunterricht am Nachmittag und auch die fehlenden Schulaufgaben. Es müssen neue Formen zur Sicherung des Grundwissens gefunden werden, weil die Schülerinnen und Schüler nicht mehr, wie in einem Schulaufgabenfach, die Inhalte eines halben Jahres wiederholen.
Bedauert wurde besonders, dass kaum Klassen geteilt werden, dass also der Anspruch des vermehrten Experimentierens nicht in befriedigendem Maße erfüllt werden könne. Am städtischen St.-Anna-Gymnasium, München, gibt es ein "Problematische Situation der Frauen im Schuldienst" bei dem Jungen und Mädchen im Anfangsjahr der Physik getrennt unterrichtet werden. Dies erfordert, dass aus drei Klassen vier Gruppen gebildet werden, die aus Raumgründen parallel zum Sportunterricht laufen. Dadurch wird die Klassengröße auf ca 23 reduziert und experimentelles Arbeiten der Schülerinnen und Schüler ist möglich.
Wesentliches Resümee war die Einschätzung, dass Unterricht in Jahrgangsstufe 7 nicht ein Jahr in der Oberstufe ersetzen kann.
Diskussion mit dem Verbandsvorsitzenden Max Schmid:
Unser Vorsitzender Max Schmid besuchte die Fachgruppenkonferenz und hatte ein offenes Ohr für die Probleme der drei Fächer, die vor allem durch die Umstrukturierung des Gymnasiums entstanden sind und noch entstehen.
Für die Oberstufe könnte ein Modell mit einer Orientierung an den bestehenden Schulprofilen eine Kompromisslösung darstellen.
Eine der größten Herausforderungen der nächsten vier Jahre stellt jedoch der gravierende generelle Lehrermangel im Gymnasium, der einzelne Fächer vor allem auch Physik bereits jetzt in besonderem Maße trifft, dar.
Verena Schroll
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Jahrestagung 2005
Fachgruppen Mathematik, Physik und Informatik tagen auf der Fraueninsel
Die neugewählten Bezirksfachgruppenleiter für Mathematik, Physik und Informatik kamen Ende September zu einem zweitägigen Treffen auf der Fraueninsel im Chiemsee zusammen.
Als einer der wichtigsten Punkte standen die Neuwahlen der Landesfachgruppenleiter auf der Tagesordnung:
Das Fach Mathematik wird weiterhin von Josef Paintner mit Stellvertreter Karlheinz Neppl vertreten. In Physik wurden einstimmig Verena Schroll zur Landesfachgruppen-leiterin und Karlheinz Preßlein zum Stellvertreter gewählt und für Informatik wurde Elke Frey als Landesfachgruppenleiterin und ihr Stellvertreter Harald Schüßler ohne Gegenstimme bestätigt bzw. neu gewählt.
Bereits bei der letzten Landesfachkonferenz war der verdiente Landesfachgruppenleiter für Physik, Jürgen Miericke, nach 14-jähriger Tätigkeit in den Ruhestand verabschiedet worden.
Die Fachgruppe Physik sprach Jürgen Miericke für sein großes Engagement ihren herzlichen Dank aus. Seine Fachkompetenz und Begeisterung für das Fach Physik und ihre Faszination aber auch ihre spielerischen Aspekte wirkte immer ansteckend. Ob es nun Gangexperimente waren, mit denen er in seiner Schule Physik sichtbar gemacht hat, ein Schwebekreisel, den er in der Fachgruppenleiterrunde zeigte oder bei seiner Vorführung „Physics on Stage“. In vielen Gremien hat er mit ehrlicher Überzeugungskraft die Bedeutung des Faches Physik für die wissenschaftliche und wirtschaftliche Zukunft Bayerns deutlich gemacht und dabei nie die Bedeutung von Physik für die Menschen-bildung aus dem Blickfeld verloren.
Auf seine Initiative geht es zurück, dass sich die Fachgruppen jeweils für zwei Tage zur Fachgruppenkonferenz an wechselnden Orten treffen. Das gegenseitige bessere Kennenlernen führte zu vielfältiger Zusammenarbeit und zu Freundschaften. Die Ein-zelnen schöpfen daraus wieder Schwung für eigene Aktivitäten im Verband.
Heuer konnten am zweiten Schulwochenende Diskussionen und gegenseitiger Aus-tausch in spätsommerlicher Atmosphäre stattfinden.
Aus der Fachgruppe Mathematik berichtet Karheinz Neppl:
Am Freitag tauschten wir uns intensiv über die in den einzelnen Bezirken gelaufenen Aktivitäten der Fachgruppen aus und gewannen so Ideen für zukünftige Fortbildungs-veranstaltungen.
Für den Samstag waren die beiden Fachreferenten für Mathematik/ Informatik und Physik aus dem ISB eingeladen. Mit ihnen diskutierten wir die neuen Lehrplanentwürfe für die Jahrgangsstufen 8 und höher. Die Intension ist, dass die Schüler nicht nur Wissen erwerben sondern zusätzliche Kompetenzen mit denen sie das Gelernte umsetzen können. Der Lehrplan ist in mehrere Ebenen gegliedert. Der Lehrer soll nicht nur die Jahrgangsstufen-Lehrpläne beachten. Aus den übrigen Ebenen ergibt sich die Intensität, mit der die Inhalte behandelt werden sollen. Dazu eröffnen die Lehrpläne einen gewissen Spielraum, so dass der Lehrer eigene Erfahrungen und Interessen einbringen kann.
Der Referent, Herr Christian Scheungrab, erläuterte an Beispielen wie sich die Behandlung der Flächenberechnung durch die verschiedenen Jahrgangsstufen zieht. Die binomischen Formeln sind in der 7. Jahrgangsstufe nicht mehr zwingend. Sie spielen eine größere Rolle erst in der 9. Klasse bei quadratischen Termen und Funktionen.
Noch ist nicht klar in welcher Jahrgangsstufe das Gymnasium die Bildungsstandards des mittleren Schulabschlusses erreichen soll. In Mathematik ist dies kaum vor der 10. Jahrgangsstufe zu realisieren
Ein großes Anliegen war es den Fachgruppenleitern eine solide und umfassende Bildung in Mathematik zu sichern.
Gerne veröffentlicht das ISB die Kataloge der einzelnen Schulen für das Grundwissen in Form eines Links auf seinen Internetseiten. Die Schulen werden um entsprechende Mitarbeit gebeten.
Für die Fachgruppe Informatik meldet sich Elke Frey zu Wort:
Erstmals wurden in den Bezirken auch die Vertreter der Fachgruppen Informatik gewählt. Weil Informatik ein neues Fach im Aufbau an den Schulen ist, wird eine Betreuung der unterrichtenden Lehrkräfte auch durch den Philologenverband zunehmend wichtiger. Sehr erfreut wurde Herrn Scheungrab auch als Referent für Informatik am ISB von Seiten der Fachgruppenvertreter für Informatik begrüßt. Er stellte allen Anwesenden die Lehrplaninhalte vor.
Für die Vertreter der Informatik stand neben der Wahl des Landesvorsitzenden die zum Zeitpunkt unseres Treffens noch ausstehende Entscheidung über die Kürzungen in der Stundentafel in den Diskussionen im Vordergrund. Die Informatik war dafür bereits im Gespräch. Und nun ist es amtlich, die Informatik ist aus der 8. Klasse des NTG rausgefallen. Mit anderen Worten geht ein Drittel der Zeit für den für die Allgemeinbildung so wichtigen Teil des Lehrplanbereichs "Gestaltung von Informatikwerkzeugen zur Lösung anstehender Aufgaben" verloren. Im Vergleich dazu hätte die Streichung der Profilstunde in der 8. Jahrgangsstufe zwar auch Verluste, aber bei weitem nicht in diesem Umfang bedeutet. Für die Informatik war ohnehin nur eine Minimalstundenzahl vorgesehen. Sie hätte gerade noch zugelassen, die für das Privat- und Berufsleben wesentlichen, zentralen Kenntnisse über die Konzeption automatisierter Informations-verarbeitung zu vermitteln. Um auch die spezifischen Interessen anderer Fächer abdecken zu können oder vertiefend Seitenaspekte zu thematisieren (wie in anderen Fächern möglich und üblich), fehlte auch im ursprünglichen G9-Ansatz die Zeit.
Geradezu unverständlich erscheint in Anbetracht der Verantwortung für die Zukunft unserer Schülerinnen und Schüler die Begründung mit der die Informatik in der 8. Jahrgangsstufe gestrichen wurde: Andere G8-Länder haben auch nicht mehr Stunden. Vergessen scheint, dass Bayern 25 Jahre mit Abstand das Schlusslicht in Punkto Informatik war, und dass deshalb für eine zukunftsorientierte Bildungskonzeption auch größere Anstrengungen unternommen werden müssen, bleibt unbeachtet. Mit dem geplanten Lehrplan hätten wir die Möglichkeit gehabt, bundesweit wieder vergleichbar zu werden. Nun droht Bayern, da die anderen Länder nicht stehen bleiben, sondern an vielen Stellen nach vorn konzipieren, in diesem Bereich in einigen Jahren wieder dort zu sein, wo es schon so lange war: ganz hinten.
Für die Fachgruppe Physik informiert Verena Schroll:
Physik ist überall. Das erfährt man z. B. auf einer Fahrt nach Bremen zum Fallturm, bei Veranstaltungen zum Einsteinjahr und bei MNU-Tagungen. Der Blick „über den Zaun“ zur Chemie wird bei der „Physik der Polymere“ gewagt und als Lehrkräfte sind wir natürlich an Fortbildungen zum neuen Lehrplan des G8 interessiert.
Vielfältige Anregungen und Ideen brachten die Fachgruppenleiter aus Bayerns Bezirken ein. Eine gute und regelmäßige Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungsinstituten und dem ISB ist selbstverständliche Voraussetzung für das Angebot qualifizierter Fortbildungen.
Die Kontakte zu unserem Physik-Referenten im ISB, Andreas Thalmaier, vertieften wir gleich während der Tagung in einer heißen Diskussion zum Lehrplan der 8. Jahrgangs-stufe im G8.
Inhaltlich steht der Lehrplan unter dem Thema „Energie“. Von der gewohnten Fach-systematik wird etwas abgerückt, Themen werden in den folgenden Jahrgangsstufen wieder aufgegriffen um akkumulatives Lernen zu ermöglichen. Wie in Mathematik wird dem Erwerb von Methodenkompetenz großer Raum gegeben. Die Diskussion entbrannte sich an der Befürchtung der Fachkollegen, dass viele Inhalte nicht wie gewohnt vertieft werden können. Wir sehen die Gefahr, dass der Physikunterricht oberflächlicher wird.
Insgesamt befürchten die Fachgruppen, dass das hohe Bildungsniveau, das bisher in Bayerns Gymnasien selbstverständlich erreicht wurde, durch das G8 erheblich gefährdet ist. Auch die Studierfähigkeit der zukünftigen Abiturientinnen und Abiturienten im Bereich der Naturwissenschaften wird unter der Verkürzung der gymnasialen Schulzeit leiden.
Verena Schroll