Fachgruppe Moderne Sprachen - Aktuelles
Ministerialrat Robert Gruber ist am 01. Mai 2021 im Alter von 59 Jahren verstorben – Nachruf der Fachgruppe Moderne Sprachen im Bayerischen Philologenverband |
Mit großer Bestürzung haben wir vom plötzlichen Tod von Herrn Ministerialrat Robert Gruber erfahren. Sein unerwartetes Ableben macht uns fassungslos. Er leitete das Referat für Moderne Fremdsprachen in der Gymnasialabteilung seit 2009.
Mit Herrn Ministerialrat Gruber verlieren die bayerischen Fremdsprachenlehrkräfte einen an Engagement kaum zu übertreffenden Verfechter der modernen Fremdsprachen am Gymnasium. Herr Gruber stand in Bayern für einen Ansprechpartner, der Mehrsprachigkeit auf bemerkenswert hohem Niveau im Alltag vorlebte, da er neben seinen Hauptfächern Englisch und Französisch auch noch Russisch und Italienisch beherrschte, Serbokroatisch sprach und in seiner Amtszeit noch Türkisch und Chinesisch erlernte.
Wir verlieren mit Herrn Gruber eine hoch geschätzte Persönlichkeit, die die Anliegen aller modernen Sprachen innerhalb des gymnasialen Fächerkanons in Bayern aus innerster Überzeugung stets beharrlich, humorvoll und immer fachlich fundiert vertrat. Genauso energisch und sachlich überzeugend leitete er die didaktische Neuausrichtung des Fremdsprachenunterrichts ein, ohne jedoch in der Vergangenheit Bewährtes außer Acht zu lassen. Dabei legte er über die Grenzen Bayerns hinweg großen Wert auf die Wahrung eines hohen und zugleich fairen gymnasialen und für alle Beteiligten verlässlichen Niveaus, wofür ihm großer Dank gebührt. Seine Bereitschaft, bei vielen Gelegenheiten, sei es in seinem Büro, sei es bei Tagungen, während oder außerhalb seiner Dienstzeit, mit den Verbänden, aber auch mit einzelnen Kolleginnen und Kollegen ins Gespräch zu kommen, verdiente stets höchste Anerkennung.
Neben der Aufnahme neuer Fremdsprachen wie Türkisch und Chinesisch in den gymnasialen Fremdsprachenkanon war ihm die Förderung des Französischen ein besonderes Anliegen. So erweiterte er das Netzwerk von Gymnasien mit binationalen Abiturabschlüssen (Abibac) und stieß, ausgehend vom Fach Französisch, wegweisende methodisch-didaktische Neuerungen an. Noch im Oktober 2020 wurde er für sein außerordentliches Engagement für Französisch als Fremdsprache und die deutsch-französischen Beziehungen zum Chevalier dans l’Ordre des Palmes académiques ernannt, eine der höchsten Auszeichnungen in Frankreich für Verdienste um Bildung und Kunst.
Mit Robert Gruber verlieren wir eine Persönlichkeit, die in ihrem Wirkungskreis persönlich, fachlich und politisch Maßstäbe gesetzt hat. Wir werden ihn als überzeugten, weithin sichtbaren Vertreter der Mehrsprachigkeit am Gymnasium, stets erreichbaren und verlässlichen Ansprechpartner, vor allem aber als Menschen sehr vermissen und ihn stets in dankbarer Erinnerung behalten.
Wolfgang Judenmann und Klaus Mösel
für die Fachgruppe Moderne Fremdsprachen im Bayerischen Philologenverband
Covid 19: Meistert der Staat die Krise?
Italienisch: Riccardo Brizzi ist Experte für neuere Geschichte, Politik und Medienwissenschaft. Für das GiB sprach Wolfgang Judenmann, Fachgruppe Moderne Sprachen im bpv, mit ihm über politische und gesellschaftliche Entwicklungen in Italien in Zeiten von Corona und das Fach Italienisch im gymnasialen Unterricht in Bayern.
Das Interview ist in italienischer Sprache in GiB 4-2021 erschienen. Hier finden Sie die Übersetzung:
Fachgruppe Moderne Sprachen: Welche Auswirkungen hat Covid-19 für die italienische Wirtschaft?
R. Brizzi: Im Laufe des Jahres 2021 sind die Italiener der Krise dadurch begegnet, dass sie ihr Konsumverhalten signifikant reduziert haben, in höherem Maße, als es der Einkommensrückgang gerechtfertigt hätte. Somit hat sich in Italien ein beträchtlicher Ersparniszuwachs gezeigt. Die Vereinigung der italienischen Banken hat eine Liquiditätserhöhung auf Einlagen von ca. 1700 Milliarden in 2020 geschätzt. Dieser Trend ist in den ersten Monaten in 2021 sogar noch gestiegen. Das erhebliche Wachstum von Ersparnissen ist in den Zeiten dieser Krise ganz und gar neu. Es gibt drei Hauptgründe für dieses „Sicherheitssparen“:
a) Die Schließungen der Geschäfte haben die Möglichkeiten der Italiener Geld auszugeben erheblich eingeschränkt (Kino, Fußball, Restaurants, Reisen etc.)
b) Zukunftsängste und die Unsicherheit darüber, wie lange die Pandemie andauern wird, haben die Familien, die es sich leisten könnten, dazu gedrängt, ihr Konsumverhalten einzuschränken und zu sparen.
c) Die Angst, sich mit dem Virus zu infizieren gerade bei diesen mit Konsum verbundenen Aktivitäten (Shopping, Reisen, Essen gehen in Restaurants) hat das Konsumverhalten darüber hinaus eingeschränkt.
An zweiter Stelle sei die Tatsache genannt, dass es wirtschaftlich nur einen Teil der Bevölkerung betrifft, eine Minderheit. Die reiche Schicht bleibt in ihrer Gesamtheit stabil, indem sie das eigene Kapital und somit die sozialen Disparitäten mehrt. Ein Teil unseres Landes, und zwar der Großteil, wird sich am Ende der Pandemie reicher wiederfinden als vorher oder besser gesagt mit mehr Geld auf den Konten als vorher.
Fachgruppe Moderne Sprachen: Und was ist mit dem Tourismus?
R. Brizzi: Das Thema Tourismus, das in Italien schon seit jeher ein kritischer Punkt ist, verdient besondere Aufmerksamkeit. In 2019 erlebte der Tourismus in Italien ein Rekordjahr mit 131 Millionen Anreisen und 437 Millionen Übernachtungen, was einem Zuwachs von 2,6% verglichen mit dem Vorjahr entspricht. Eine wahrhaft wichtige Ressource für Italien und eine wirtschaftliche Anlage, die vor der Pandemie circa 13 Prozent des Bruttoinlandsprodukts darstellte. Diese Zahlen lassen leicht verstehen, welche Auswirkung die Pandemie auf den inneren Sektor der Wirtschaft hat, der in 2020 einen Rückgang um 55% verzeichnen musste. Ausbleibende Übernachtungen in den Hotels, ausbleibende Touristen. Nach fast 20 Jahren seit den Attentaten vom 11. September 2001, hat der Tourismus einen Anschlag des Stillstands erfahren müssen, verheerend und immer noch andauernd.
Wenn die Pandemie den Tourismussektor auf internationalem Niveau getroffen hat, so läuft Italien Gefahr, eines der am meisten betroffenen Länder auf europäischem Niveau zu sein, da es das Land mit den zweithöchsten Übernachtungszahlen darstellt (ein Drittel der Gesamtzahl der EU).
Fachgruppe Moderne Sprachen: Glaubt die italienische Bevölkerung daran, dass es der Regierung gelingen wird, die Krise zu meistern?
R. Brizzi: Im Verlauf der Pandemie hat man eine Entwicklung in den Beziehungen zwischen der Regierung und der öffentlichen Meinung feststellten können, umso mehr durch die Tatsache, dass die Regierung gewechselt hat, von der Regierung Conte zur Regierung Draghi – mitten in der zweiten Welle (Februar 2021). Die erste Welle im Frühling 2020 hat die Regierung stabilisiert und die Popularität von Conte gesteigert. Zwischen Februar und März 2020 soll die Regierung laut verschiedener Umfragen 30 Prozentpunkte gewonnen haben und somit von 44 auf 71% gekommen sein laut günstiger Umfrageergebnisse, bzw. den höchsten Stand erreicht haben im Vergleich zu den letzten Regierungen. Es handelt sich um eine typische Reaktion der Bürger, die dazu neigen, in Notsituationen das Vertrauen in die Regierung zu setzen und in die Verfassungsorgane, dass diese in der Lage sein mögen, das Land schnellstmöglich aus der Krise zu führen. Und tatsächlich hatte die öffentliche Meinung in den ersten Monaten den Eindruck, dass die italienische Regierung, die als erste in Europa den Lock down ausgerufen hat, besser handeln würde als die europäischen Partner. Diese Auffassung ist in ein Klima des nationalen Zusammenhalts übergegangen, zu dessen Symbol die Arbeitenden im Gesundheitswesen wurden. Ausgehend vom Herbst, nach einem fast normalen Sommer, mit Menschen an den Stränden und sogar geöffneten Diskotheken (die dann in wenigen Wochen wieder geschlossen wurden) hat sich die Situation dahingehend geändert, die neu eingetretene Notfallsituation mit den wachsenden wirtschaftlichen und sozialen Problemen zu vereinbaren. Die Regierung hat sich nicht mehr für einheitliche Strategien auf nationaler Ebene ausgesprochen, sondern hat den verschiedenen Restriktionsmaßnahmen der Regionen zugestimmt.
Somit hat sie begonnen, den permanenten Spannungen und Diskussionen über einen zentralen bzw. dezentralen Lock down sowie der Organisation des Gesundheitsdienstes beizuwohnen, (der auf der Grundlage des Paragraphen V der Verfassung unter die regionale Kompetenz fällt.), was schlussendlich zu einem Verschleiß der Regierung und zum Zerfall der Regierung Conte geführt hat.
Mario Draghi hat mit großer öffentlicher Zustimmung von über 60% angefangen, aber bereits nach zwei Monaten ist seine Popularität spürbar gesunken (aktuell liegt sie bei 50%). Die wirtschaftliche und soziale Situation bereitet der Regierung Sorge und könnte eine voranschreitende Reduzierung seiner Popularität verursachen, ein ermunterndes Signal jedoch könnte die Impfkampagne sein.
Seit April kann man erste leichte Signale in Richtung Optimismus von Seiten der öffentlichen Meinung spüren: es entsteht eine positive Wahrnehmung der laufenden Impfkampagne. Unter den bereits geimpften Bürgern sowie den Personen, die davon überzeugt sind, dass sie sich der Eilimpfung unterziehen werden, sieht man sieben von zehn Italienern. Ganz leicht sinkt das Plateau derer die noch in Erwartung weiterer Informationen oder Zusicherungen zögern. Es scheint, als könnte man ein Licht am Ende des Tunnels sehen.
Fachgruppe Moderne Sprachen: Wie stellt sich die Situation bezüglich der Impfungen dar? An den Universitäten und Schulen?
R. Brizzi: Die Regierung hat auf einer Priorisierung der Schulen bestanden und nach Ostern wurden die Grundschulen bis zur ersten Klasse der Mittelschulen unabhängig von der Farbe der Region wieder geöffnet (es wurden auch Schulen in den roten Regionen wieder geöffnet). Auch an vielen Universitäten (wie auch an jener, an der ich unterrichte, an der Universität von Bologna) wurden seit April die Vorlesungen in Präsenz wiederaufgenommen, hybrid, indem das gleichzeitige Streamen der Vorlesung garantiert wurde. Der Wunsch besteht – wenn man die vorangegangene Schließung der Schulen hinsichtlich des Großteils der europäischen Länder betrachtet (Anfang Juni) – dass man das Schuljahr in Präsenz beschließen könnte.
Fachgruppe Moderne Sprachen: Laut einer Veröffentlichung wird in Italien alle vier Minuten ein Italiener geimpft. Ist das richtig?
R. Brizzi: Die Impfkampagne ging stockend voran, in Abhängigkeit der Verfügbarkeit der Impfdosen, der Lieferverzögerungen und der Einsetzbarkeit der Impfstoffe (z.B. der temporäre Stop von AstraZeneca), der festgesetzten Prioritäten (Kategorie oder Altersgruppen). Bis heute wurden 9,5 Millionen Italiener mit der ersten Dosis geimpft (15,9% der Bevölkerung) und vier Millionen Italiener mit der zweiten Dosis (7%). Im April ist man bei 300.000 Impfdosen täglich angekommen oder anders ausgedrückt nicht alle vier Minuten, sondern alle vier Sekunden. Das erklärte Ziel der Regierung lautet, bei 500.000 Dosen täglich anzukommen.
Fachgruppe Moderne Sprachen: Warum, mit welcher Motivation sollten bayerische Schüler Italienisch lernen?
R. Brizzi: Die italienische Sprache hat in den letzten Jahren einen Rückgang in Deutschland erfahren (und auch in anderen Ländern), was den Kürzungen geschuldet ist, die unsere Einrichtungen erfahren haben (italienische Kulturinstitute, Konsulate) und auch der wachsenden Konkurrenz anderer Sprachen, die unter den jungen Leuten populärer sind (etwa Spanisch).
Ich glaube, die Mühe lohnt sich, auch weiterhin, aus verschiedenen Gründen, Italienisch zu lernen: Italienisch ist gleichzeitig eine Sprache der Einwanderung und Kultur. In den letzten zehn Jahren hat die italienische Einwanderung signifikant zugenommen, und Deutschland ist wieder ein beliebtes Ziel geworden. Bayern ist das Bundesland mit der drittgrößten Zahl an Mitbürgern mit italienischem Hintergrund.
Italienisch ist eine Kultursprache, und das schon seit der Großen Reise von Goethe, eine Sprache der Dichtung und die Sprache Dantes, dessen Todestag sich heuer zum 700. mal jährt.
Italienisch ist die offizielle Sprache der Vatikanstadt, Kommunikationsmittel des Heiligen Stuhls und des Papstes (die offizielle Sprache ist aber natürlich Latein) und Bayern ist ein Bundesland mit einer starken katholischen Tradition. Und schließlich ist Italien ein wunderschönes Land, das jede Reise wert ist, wegen seiner herrlichen Landschaften, der Kunst, des Essens. Ein Land, das man noch mehr schätzt, wenn man seine Sprache beherrscht.
Fachgruppe Moderne Sprachen: Vielen Dank für das Gespräch!
Übersetzung:
Wolfgang Judenmann, Vorsitzender der Fachgruppe Moderne Sprachen im Mai 2021
Politische Bildung in den modernen Fremdsprachen

Politische Bildung in den modernen Fremdsprachen – immer schon ein fester Bestandteil des Unterrichts
Politische Bildung findet auch da statt, wo sie nicht sofort vermutet wird, nicht nur in den Fächern Geschichte oder Sozialkunde und nicht nur in Geographie und Wirtschaft und Recht. Nicht allen Verfechtern der unbestreitbaren Wichtigkeit der politischen Bildung in der heutigen Zeit ist möglicherweise bewusst, welch beträchtlichen Beitrag zur politischen Bildung unserer Schülerinnen und Schüler der Unterricht in den modernen Fremdsprachen leistet. Die politische Bildung wird als fest verankertes Element hier selbstverständlich nahezu von Anfang an vermittelt.
Die folgende Darstellung bezieht sich auf die Elemente der politischen Bildung vor allem aus den Fächern Englisch und Französisch, da damit alle Schülerinnen und Schüler des bayerischen Gymnasiums erreicht werden. Einige Aspekte können aus dem Italienisch- oder Spanisch- unterricht herangezogen werden, der aber nur einen Teil der Schülerschaft erreicht. Auf den unstrittigen und hohen Wert an politischer Bildung, den die klassischen Sprachen wie Latein oder Griechisch haben, soll an dieser Stelle nur hingewiesen werden. Insgesamt aber lautet die Behauptung, dass der Bereich Sprachen am bayerischen Gymnasium als wichtiger Vermittler von politischer Bildung gelten kann.
Ausgangslage der fächerübergreifenden Bildung
Im November 2016 gab es eine schriftliche Anfrage des Abgeordneten Markus Rinderspacher SPD an das Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst zum Politikunterricht an bayerischen Schulen. Gefragt wurde danach, welche Fachnamen (z. B. Sozialkunde, Politik etc.) es an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Bayern für das Kernfach der politischen Bildung gebe, in welchem Umfang (Wochenstundenzahl) politische Bildung als eigenes Schulfach an Schulen in Bayern unterrichtet werde, wie viele Unterrichtsstunden Politik- bzw. Sozialkundeunterricht Schülerinnen und Schüler in ihrer Schullaufbahn durchschnittlich erfahren, in welchem Alter sich die Schülerinnen und Schüler in der Regel befänden, wenn sie zum ersten Mal Politik bzw. Sozialkundeunterricht als eigenes Unterrichtsfach erleben, welche Fähigkeiten und Fertigkeiten der Politik- bzw. Sozialkundeunterricht an bayerischen Schulen entwickeln will, nach welchen Prinzipien und Ansätzen sowie Methoden und Verfahren Politik- bzw. Sozialkundeunterricht an bayerischen Schulen unterrichtet werde und wie viele Lehrerinnen und Lehrer im Schuljahr 2016/2017 das Fach Sozialkunde bzw. Politik an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen in Bayern unterrichteten.
Die Antwort des Staatsministeriums vom 16.12.2016 lautet in Auszügen kurz zusammengefasst wie folgt: (Die ausführliche Antwort in vollem Wortlaut ist nachzulesen in: Drucksache 17/14866 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode, Seiten 1 – 5). Die politische Bildung zählt zu den zentralen Aufgaben aller Schulen in Bayern und ist als schulart- und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel in den bayerischen Lehrplänen fest verankert, im neuen LehrplanPLUS insbesondere durch das fächerübergreifende Bildungs- und Erziehungsziel der „Politischen Bildung“. Wesentlich für den politisch bildenden Unterricht sind die Leitfächer der politischen Bildung. Hierzu gehören an den weiterführenden Schulen insbesondere die Fächer Sozialkunde, Geschichte, Geographie und Wirtschaft und Recht. /…../ Da es sich bei der politischen Bildung um ein schulart- und fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel handelt, sind pauschale Angaben zur Zahl der Unterrichtsstunden nicht möglich. Die Schülerinnen und Schüler befassen sich weit über das Fach Sozialkunde hinaus mit den (historischen) Grundlagen unserer demokratischen Ordnung, ihren normativen und sittlichen Begründungen und den
Voraussetzungen der Globalisierung. Sie lernen fächerübergreifend das positive Potenzial gesellschaftlicher Vielfalt wahrzunehmen sowie Demokratie und Menschenrechte wertzuschätzen. Im Fächerkanon der bayerischen Lehrpläne finden sich vielfältige verbindliche Anknüpfungspunkte auch über die o. g. Leitfächer hinaus./…/ Sehr viele Fächer übernehmen dabei wichtige Aufgaben zur Ausbildung von verschiedenen für die politische Bildung relevanten Kompetenzen und Inhalten. /…/ Auf die Frage, wie viele Lehrkräfte das Fach Sozialkunde unterrichten, wird in einer Tabelle nach Schularten aufgeschlüsselt die Anzahl der Lehrkräfte ausgewiesen, die im Schuljahr 2015/2016 (Daten zu 2016/2017 lagen noch nicht vor) Unterricht im Fachbereich Sozialkunde erteilten. Dazu zählen neben dem Fach Sozialkunde auch die Unterrichts- bzw. Wahlfächer Politik und Zeitgeschichte, Sozialwesen, Sozialpraktische Grundbildung, Sozialwissenschaftliche Arbeitsfelder, Sozial- und Geisteswissenschaftliche Grundlagen, Sozialwissenschaften oder Soziallehre. Ferner ist auch der Unterricht berücksichtigt, der im Rahmen eines Fächerverbunds mit Sozialkunde (z. B. Geschichte/Sozialkunde/ Erdkunde) erteilt wird. Nur einige Zahlen sollen hier genannt werden: (Die ausführliche Tabelle siehe Drucksache 17/14866 Bayerischer Landtag · 17. Wahlperiode, Seite 5): Mittel-/Volksschule 8 247, Realschule 1 034, Berufsschule 2 963, Berufsoberschule 463, Fachoberschule 808 und Gymnasium 2 132.
Die Ausführungen aus dem KM zeigen, welch große Bedeutung der politischen Bildung auf allen Ebenen zugeschrieben wird. Auch ein Blick in das Fortbildungsprogramm (ALP) unterstreicht, dass die Lehrpläne nahezu aller Fächer gute Anknüpfungsmöglichkeiten für politische Bildung vorsehen und auch in der Lehrerfortbildung gibt es bereits viele Angebote. Nach Auskunft aus dem KM ist man seit einiger Zeit dabei, allen voran der Zentrale Fachberater für die Seminar-ausbildung im Gebiet Grundfragen der staatsbürgerlichen Bildung, die Seminarlehrer in Grund-fragen staatsbürgerlicher Bildung noch mehr zu sensibilisieren, dass sie und die Fachseminar-lehrer u.a. Politische Bildung als Unterrichtsprinzip in allen Fächern an konkreten Beispielen zeigen. Für das kommende Schuljahr ist die Veröffentlichung (als verbindliche KMBek) des aktualisierten Gesamtkonzepts für die politische Bildung geplant. Ein paar Aspekte seien hier schon beispielhaft skizziert: Möglichkeiten und Herausforderungen Politischer Bildung (unter den Bedingungen der modernen Medien- und Kommunikationswelt); verbindlicher Rahmen für Politische Bildung an den Schulen und Anknüpfungspunkte für Schwer-punktsetzungen / fakultative Entwicklungsperspektiven (fächerübergreifendes Bildungs- und Erziehungsziel, Politische Bildung als verbindliches Unterrichtsprinzip, Politische Bildung in ihren Leitfächern und in weiteren Fächern, Politische Bildung als verpflichtendes Element in der Lehreraus- und fortbildung, außerschulische Lernorte der historisch-politischen Bildung, Zusammenarbeit mit externen Partnern; Schülerwettbewerbe, Politische Bildung im Erfahrungs-raum Schule: Möglichkeiten und Chancen der Mitwirkung; Politische Bildung als Element der Schul- und Qualitätsentwicklung. Nicht unerwähnt bleiben sollten die illustrierenden Aufgaben im Serviceteil des LehrplanPlus – viele Fächer leisten auch im Rahmen von bereits veröffentlichten Beispielen ihren Beitrag zum Thema, altersgemäß und bezogen auf die sprachlichen Kompetenzen. In den modernen Fremdsprachen ist dies erst in den höheren Jahrgangsstufen, dann aber sehr ausgeprägt, wie sich im Weiteren zeigen wird, angezeigt.
Politische Bildung in den Lehrplänen der modernen Fremdsprachen: Das Fach Englisch
Bereits in der 8. Jahrgangsstufe sieht der Lehrplan relevante Themenbereiche vor: Geschichte der USA: exemplarische Behandlung wichtiger Aspekte der Kolonialisierung Nordamerikas; historisch bedeutsame Regionen im UK und in den USA, z. B. Südengland, Ostküste der USA und Appalachian Mountains; aktuelle Ereignisse und Entwicklungen.
Auch für die 9. Jahrgangsstufe sieht der Lehrplan Elemente der politischen Bildung vor. Durch die Kenntnis weiterer historischer Zusammenhänge vertiefen die Schüler ihr Verständnis für andere Kulturen. Die Begegnung mit unterschiedlichen Wertvorstellungen hilft ihnen, eigene Standpunkte zu entwickeln und zu hinterfragen. In der Auseinandersetzung mit Aspekten der Jugendkultur werden sie sich wichtiger Tendenzen der Internationalisierung bewusst und reflektieren eigene Lebensformen. Durch die Beschäftigung mit Themen der Arbeitswelt und der Ökologie lernen sie, eigene Interessen gegenüber wirtschaftlichen und beruflichen Erfordernissen abzuwägen: Beruf und Arbeitswelt; Verhältnis von Wirtschaft und Umwelt; Geschichte des UK und der USA; Industrielle Revolution; Entstehung der USA, Erschließung des Westens; aktuelle Themen.
Die 10. Jahrgangsstufe bietet eine Vielzahl von Anknüpfungsmöglichkeiten für Elemente der politischen Bildung. In der Begegnung mit der ethnischen Vielfalt der englischsprachigen Welt und den damit verbundenen gesellschaftlichen und politischen Fragen vertiefen die Schüler ihre Einsicht in die Problematik von Vorurteilen und Stereotypen, Zusammenleben ethnischer Gruppen im UK und in den USA: historische Ursachen, aktuelle Probleme der Integration; Grundzüge des Bildungswesens im UK und den USA; aktuelle Themen, Ereignisse und Entwicklungen.
Besonders in der Oberstufe, in der 11. und 12. Jahrgangsstufe, ist politische Bildung nahezu in allen Unterrichtseinheiten präsent. Die Behandlung der einzelnen Themenbereiche soll über das UK und die USA hinaus weitere Länder bzw. Räume der englischsprachigen Welt, möglichst in Verknüpfung mit Literatur, berücksichtigen. Die Themenbereiche lauten: Gesellschaft: soziale Probleme, z. B. Gegensatz von Arm und Reich, Gewalt im öffentlichen Leben; multikulturelle Gesellschaft: kulturelle Identität, Integration/Assimilation; die Rolle des Individuums in der Gesellschaft, z. B. Engagement versus Politikverdrossenheit, social classes, social security, volunteerism, regionale und soziokulturelle Identitäten im UK und in den USA, z. B. Celtic fringe, London, American South, Pacific North-West; Politisches Leben: Grundzüge der Entwicklung von demokratischen Systemen: parliamentary democracy und presidential democracy; Konflikte in ihrer historischen und weltanschaulichen Bedingtheit, z. B.Northern Ireland, terrorism; Sicherheits-
und Friedenspolitik: Möglichkeiten von Konfliktlösungen und Friedenssicherung, die Rolle supra-nationaler Institutionen; wechselseitige politische Beziehungen, auch unter historischer Perspektive: USA, UK, Deutschland, Europäische Union; Wirtschaft: UK und USA: aktuelle wirtschaftliche Gegebenheiten, Strukturwandel, Mobilität, Migration; Aspekte der Globalisierung; Umwelt, Natur, Wissenschaft und Technik: moderne Entwicklungen in Wissenschaft und Technik und damit verbundene ethische Fragen; Umweltprobleme und mögliche Lösungen, z. B. Klima-wandel, Energiepolitik; UK und USA: wichtige Grundwerte und -einstellungen und ihr geistes-geschichtlicher Hintergrund, z. B. Patriotismus, pragmatism, utilitarianism, Protestant work ethic, frontier spirit; Selbstbild und Fremdbild: Stereotypen, Vorurteile, Rassismus versus Toleranz; UK und USA: die Rolle der Religion; Einblicke in das kulturelle Leben im UK und in den USA; Bedeutung und Einfluss der Medien, Kunst und Gesellschaft, z. B. Kulturpolitik, Sponsoring, Kunst und Kommerz
Politische Bildung in den Lehrplänen der modernen Fremdsprachen: Das Fach Französisch
Bereits in der 9. Jahrgangsstufe bietet der Lehrplan eine überraschend breites Spektrum von Anknüpfungsmöglichkeiten für Elemente der politischen Bildung. Am Beispiel der deutsch-französischen Beziehungen erkennen die Schüler die Bedeutung partnerschaftlichen Verhaltens auf allen Ebenen als Grundlage friedvollen Zusammenlebens. Wichtige Aspekte der französischen Kultur und Geschichte werden erarbeitet, auch in ihrer Bedeutung für Deutschland. Einblicke in ein Land des Maghreb und dessen Beziehungen zu Frankreich und Europa regen die Schüler zum Nachdenken über soziale und ethische Fragen an. Immigration und Integration; städtischer Ballungsraum; deutsch-französische Beziehungen am Beispiel von Schüleraustausch bzw. Städtepartnerschaften; Strukturmerkmale Frankreichs (Zentralismus, historische Wurzeln); wichtige Aspekte aus Geschichte, Kultur und Wissenschaft des 17. und 18. Jahrhunderts; ein Land des Maghreb unter verschiedenen Aspekten.
Auch in der 10. Jahrgangsstufe spielt die politische Bildung eine wichtige Rolle in den Lehrplan-inhalten. Die Schüler erweitern ihr interkulturelles Wissen hinsichtlich gesellschaftlicher, kultureller, politischer und wirtschaftlicher Gegebenheiten in Frankreich in Vergangenheit und Gegenwart. Als Beispiel für das koloniale Erbe Frankreichs lernen sie ein Land Schwarzafrikas kennen. Der Einblick in wichtige Grundzüge der deutsch-französischen Beziehungen, die Analyse des jeweiligen Bildes voneinander und die Einsicht in die Notwendigkeit internationaler Kooperation sollen einen Beitrag zur Friedenserziehung leisten. Wichtige Aspekte aus Geschichte, Kunst, Kultur und Wissenschaft Frankreichs seit dem 19. Jahrhundert; deutsch-französische Beziehungen ab dem 20. Jahrhundert, Selbst-/Fremdbild, Stereotypen, Vorurteile, Klischees; exemplarische Einblicke in die aktuelle politische und gesellschaftliche Ordnung in Frankreich und aktuelle Themen von globaler Bedeutung; Einblicke in die moderne Arbeitswelt in Frankreich und Europa, ausgewählte Aspekte der Medienlandschaft; ein Land Schwarzafrikas und ggf. ein überseeisches Gebiet Frankreichs unter verschiedenen Aspekten.
Besonders wiederum in der Oberstufe, in der 11. und 12. Jahrgangsstufe, ist politische Bildung nahezu in allen Unterrichtseinheiten präsent und bietet den Schülerinnen und Schülern eine nahezu privilegierte Annäherung an die Geschichte, Gesellschaft und Politik des wichtigsten Partners Deutschlands in Europa und der Welt. Gesellschaft und politisches Leben in Frankreich: soziale Entwicklungen und Probleme, z. B. Gesellschaft im Wandel: Geschlechterrollen, demographische Entwicklung, Mobilität und Migration, Traditionen, Werte und Normen, multi-kulturelle Gesellschaft; Integration, Identität, Rassismus, Religionen; Paris, andere Ballungsräume; province, banlieue, urbanisation; centralisme, décentralisation; politische Parteien und Institutionen; Umwelt, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft und Arbeitswelt; Umweltprobleme und mögliche Lösungswege, z. B. Klimawandel, Energieversorgung, Verkehr, Konsum, Entsorgung; moderne Entwicklungen in Wissenschaft und Technik: Chancen und Probleme; Arbeitswelt, Wirtschaftsbereiche und Strukturwandel; Geschichte Frankreichs: wichtige Etappen der französischen Geschichte: Absolutismus, Revolution, Frankreich unter Napoleon, die Zeit der beiden Weltkriege, Frankreich seit 1945, Frankreichs Rolle im aktuellen Weltgeschehen; wichtige Etappen der deutsch-französischen Beziehungen; Deutschland und Frankreich im europäischen und globalen Kontext; Frankophonie: Zusammenschau und exemplarische Vertiefung wesentlicher, auch aktueller Aspekte der Frankophonie, Rolle und Stellung der französischen Sprache in Europa und der Welt; Medien: Verbreitung, Tendenzen, Wirkung. Selbst in der Oberstufe des spät beginnenden Französisch, in der 11. und 12. Jahrgangsstufe, spielen die politischen, gesellschaftlichen und historischen Inhalte im Lehrplan eine zentrale Rolle. Die Schüler erwerben in der exemplarischen Auseinandersetzung mit authentischem Material Kenntnisse über wichtige politische, gesellschaftliche und kulturelle Erscheinungen des französischen Sprachraums: wichtige Aspekte der deutsch-französischen Beziehungen; einige für die europäische Kultur wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten des frankophonen Sprachraums (z. B. aus Kultur, Kunst und Geschichte); ein französischsprachiges Land außerhalb Europas unter verschiedenen Aspekten, aktuelle Entwicklungen im französischen Sprachraum. Sie schärfen ihr Bewusstsein für die Bedeutung internationaler Kontakte und erkennen, dass partnerschaftliches Verhalten auf allen Ebenen die Grundlage eines friedlichen Zusammenlebens ist. Berufsleben und Arbeitswelt in Frankreich und ggf. weiteren französischsprachigen Ländern; Zeitgeschehen im europäischen Kontext und aktuelle Entwicklungen im französischen Sprach-raum, ein weiteres französischsprachiges Land außerhalb Europas unter verschiedenen Aspekten; eine historisch, kultur- bzw. kunstgeschichtlich bedeutsame Epoche oder Entwicklung in Frankreich
Politische Bildung in den Lehrplänen der modernen Fremdsprachen: Das Fach Italienisch
In der Oberstufe, in der 11.und12.Jahrgangsstufe, ist politische Bildung in einigen Unterrichts-einheiten präsent und bietet den Schülerinnen und Schülern eine Annäherung an die Geschichte, Gesellschaft und Politik eines wichtigsten Partners Deutschlands in Europa. Folgende Themen-bereiche weist der Lehrplan aus: Gesellschaft und Politik: politische Strukturen (z. B. staatliche Institutionen, Parteien) und die aktuelle politische Situation; soziale Spannungsfelder (z. B. Generationenkonflikt, ethnische Minderheiten, Immigranten); Medienlandschaft; Geschichte: die Entstehung des italienischen Nationalstaats im europäischen Kontext, Italien 1915 bis 1945: Entwicklung Italiens von seinem Eintritt in den Ersten Weltkrieg bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (z. B. Italiens Ziele und Verbündete im Ersten Weltkrieg, die Entstehung des italienischen Faschismus, das italienisch-deutsche Verhältnis unter Mussolini und Hitler, Kriegs-eintritt und Kriegsende in Italien, Bedeutung der Resistenza), die Entwicklung der Republik Italien von 1946 bis heute
Politische Bildung in den Lehrplänen der modernen Fremdsprachen: Das Fach Spanisch
In der Oberstufe, in der 11. und 12. Jahrgangsstufe, ist die politische Bildung in einigen Unterrichtseinheiten präsent und bietet den Schülerinnen und Schülern eine Annäherung an die Geschichte, Gesellschaft und Politik eines wichtigsten EU Mitglieds und eines Landes mit Weltsprache. Folgende Themenbereiche weist der Lehrplan aus: Geschichte Spaniens und Hispanoamerikas: wichtige Etappen der spanischen Geschichte: Romanisierung; maurische Herrschaft und Reconquista; Reyes Católicos; Karl V. und Philipp II.; Bourbonen-herrschaft und Zentralismus; Kolonialreich; Zweite Republik und Bürgerkrieg; Francozeit; Übergang zur Demokratie; wichtige Etappen der hispanoamerikanischen Geschichte: präkolumbische Hochkulturen; Kolonialisierung; Unabhängigkeit und Staatenbildung; wechselnde Regierungs-formen (Demokratie, Diktatur); Wirtschaftsgeographie, Arbeitswelt und Umweltschutz, Arbeitswelt und Wirtschaftsbereiche, z. B. Landwirtschaft, Industrie und Tourismus; Umwelt-probleme und Lösungswege; ggf. Umweltbewusstsein im Vergleich: Deutschland vs. Spanien bzw. Hispanoamerika; wichtige aktuelle Entwicklungen und Ereignisse, z. B. sozialer Struktur-wandel, Klimaveränderungen, Naturkatastrophen; Gesellschaft und politisches Leben:
Spanien: politische Institutionen und administrative Gliederung, z. B. Regierungssystem, wichtige politische Parteien, Rolle des Königs, Bedeutung der Autonomías, aktuelle politische Ereignisse;
politische Verhältnisse und aktuelle Situation in mindestens einem hispanoamerikanischen Land;
kulturell bzw. historisch bedingte Werte und Normen, Gesellschaft im Wandel: z. B. Geschlechte-rrollen, Gesellschaftsstruktur und demographische Entwicklung, soziale Brennpunkte, Mobilität und Migration; Bildungswesen in Spanien sowie ggf. in einem hispanoamerikanischen Land; junge Menschen: Lebensstil, Ausbildung und Zukunftsperspektiven; Rolle von Kirche und/oder Militär; aktuelle Themen und Entwicklungen; Internationale Beziehungen: Beziehungen Spaniens zu Deutschland, Europa, Hispanoamerika und ggf. weiteren Ländern, Beziehungen Hispano-amerikas zu Deutschland, Europa und den USA.
Politische Bildung in den Lehrwerken: Umsetzung der Lehrpläne
Wie die Vorgaben des Lehrplans umgesetzt werden, beeinflussen nicht zuletzt die Lehrwerke oder die Zusatzmaterialien, die die Lehrkräfte ihren Schülerinnen und Schülern aus aktuellen Anlässen zur Verfügung stellen. Die Englischlehrwerke Green Line oder English G mit ihren Oberstufenaus-gaben Green Line Oberstufe oder Context lassen hier keine Wünsche offen, ob es nun um Unterrichtsmaterialien in Wort, Bild oder Schrift handelt. Ebenso gilt dies für die Französischlehr-werke Découvertes oder A plus und die hervorragenden Oberstufenlehrwerke Horizons oder Parcours plus. Auch das Lehrwerk Génération Pro für Französisch spät beginnend bietet vor allem in seinem Oberstufenband Beachtliches. Das gleiche gilt allerdings mit deutlichen Ein-schränkungen für die einschlägigen Lehrwerke für Italienisch. Den Umfang der politischen Inhalte in den Spanischlehrwerken zu ermitteln soll ggf. berufenerem Munde überlassen bleiben, sind doch die Spanischkenntnisse des Verfassers eher dürftig. Im Folgenden soll exemplarisch an einigen Beispielen aus den Lehrwerken gezeigt werden, wie politische Bildung in den modernen Fremdsprachen über das Medium Fremdsprache den Schülerinnen/Schülern nahe gebracht wird.
Beispiele für konkrete Themenbereiche/Inhalte aus verschiedenen Lehrwerken: Englisch
Das neue Oberstufenlehrwerk Englisch Context von Cornelsen enthält in sechs von neun Chapters Inhalte politischer Bildung: Chapter 3: Living One’s Life – Individuals in Society.
Chapter 5: The UK – a Kingdom United? Multikulti, die EU und die Zukunft: Ein Einblick in die britische Politik, Tradition und Kultur. Chapter 6: India – a Kaleidoscope Indien: Eine moderne Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne kämpft mit dem Erbe Gandhis und mit der Zukunft. Das Kapitel schlägt einen Bogen von der Vergangenheit als britische Kolonie bis zur Gegenwart als unabhängigen Staat. Chapter 7: The USA – Still the Promised Land? Hier werden die Heraus-forderungen, mit denen die USA heute konfrontiert sind, thematisiert: Gleichheit und Ungleichheit, ethnische und kulturelle Vielfalt, Amerikas Rolle in der Welt, der amerikanische Traum heute.
Chapter 8: Beyond the Nation – Europe and a Globalized World - Globalisierung: Chance oder Herausforderung? Themen sind das Konzept der Identität in einer Welt internationaler Be-ziehungen sowie die historischen Verdienste der EU um die Friedenssicherung und ihre aktuellen Krisen. Chapter 9: Work and Business – Careers and Perspectives: Arbeit damals und heute.
Auch das Lehrwerk Green Line Oberstufe von Klett hat in seinen 16 Sections zwölf Sections, die Inhalte von politischer Bildung enthalten. 1 The individual and society - 2 Political systems - 3 The United Kingdom - 4 The US then and now - 5 Regional identities - 6 Migration and diversity - 7 Faith and religion - 8 Ireland - 9 India - 10 Globalisation -11 International relations - 12 Ecological challenges.
Diese Auflistung ließe sich beliebig fortsetzen und bis in die Lehrwerke der Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 ausdehnen, wo hauptsächlich die Bereiche Focus, so im weit verbreiteten Green Line, geschichtliche und politische Inhalte haben, wie z.B. Focus on technology and society oder Focus on the early years of the US im Schülerbuch der 9. Jahrgangsstufe.
Das folgende Arbeitsblatt von Klett spricht für sich selbst. Auf den politischen Inhalt muss nicht eigens verwiesen werden.

Beispiele aus dem neuen Französischlehrwerk Horizons für die Oberstufe von Klett
Das neue Horizons besteht nahezu nur aus Inhalten der politischen Bildung; 1. Individu et société 2. Paris 3. Cultures et média 4. La francophonie 5. Une société multiculturelle 6. La France, l’Allemagne, l’Europe 7. Histoire et politique 8. Visions d’avenir 9. Le monde du travail
Beispiele aus dem neuen Lehrwerk Parcours Plus für die Oberstufe von Cornelsen
Von den acht sehr umfangreichen Dossiers des Lehrwerks beziehen sich sieben sehr differenziert, anspruchsvoll und überzeugend überwiegend auf gesellschaftliche, geschichtliche und politische Inhalte. Das nachfolgende Schaubild spricht für sich.

Auch für das Fach Französisch ließe sich die Auflistung beliebig fortsetzen und bis in die Lehrwerke der Jahrgangsstufen 8, 9 und 10 ausdehnen, wo geschichtliche und politische Inhalte dem Alter der Schülerinnen und Schüler angemessen präsentiert werden. So beinhaltet der Cours Intensif 3 von Klett fünf Dossiers von acht mit politischen Inhalten. Die wichtigsten: D 3 Les relations franco-allemandes und D 6 La vie politique en France.
Beispiele für konkrete Inhalte aus Italienischlehrwerken:
In den Italienischlehrwerken ist die politische Bildung eher sehr dünn. So bringt Scambio 3 von C.C.Buchner lediglich in Lezione 3 unter Nuovi eroi einige Elemente wie Il Risorgimento, La mafia und un immigrante. Erst in der Oberstufe bringen die einschlägigen Lehrwerke wie Incontri, In piazza und Appunto (alle C.C.Buchner) einige Lektionen mit Inhalten der politischen Bildung. So in Incontri die Lektionen 3 L'Italia attuale und 7 Rivoluzioni, guerre, esperanze: L'Italia diventa Repubblica; Appunto behandelt in L 4 Italia, Germania, Europa und In piazza bringt in L 14 Quante Italie in Ansätzen politisch-historische Inhalte. Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass in den sonst guten Lehrwerken nur wenige politische Bildungsinhalte vermittelt werden.
Über die Lehrwerke hinaus bieten die Aufgabensammlungen, v.a. für die Oberstufe, und die jedem Fremdsprachenlehrer bekannten Zeitschriften wie Read On, World and Press, Revue de la Presse und Revista de la Prensa eine Fülle von Arbeitstexten, verbunden mit Aufgaben zum Hör- und Sehverstehen, die nahezu alle Inhalte aus dem Bereich politische Bildung aufweisen.
Fazit: Bedeutender Beitrag der Sprachen zur politischen Bildung
Als Fazit lässt sich unschwer feststellen, dass zu den 2132 Sozialkundelehrkräften (s.o.)mehrere tausend weitere Lehrkräfte der modernen Fremdsprachen hinzukommen, die, ob nun auf englisch, französisch, italienisch, spanisch oder russisch, hochkarätige politische Bildung vermitteln, die unsere Schülerinnen und Schüler mit Erlangung der allgemeinen Hochschulreife zu umfassend politisch gebildeten jungen Menschen werden lässt, zu einem zoon politikon. Die Lehrkräfte der modernen Fremdsprachen sind die Experten z.B. in puncto amerikanisches Wahlsystem, Trump, Monarchie in GB oder Brexit, Nordirlandkonflikt, Zentralismus in Frankreich oder deutsch-französische Freundschaft, multikulturelle Gesellschaft und Globalisierung. Auch das Fach Deutsch vermittelt politische Bildung. Lohnenswert wäre es sicherlich, auch den Beitrag der klassischen Sprachen Latein und Griechisch zur politischen Bildung unserer Schülerinnen und Schüler herauszustellen, aber dafür fehlt dem Autor dieses Beitrags leider die Fakultas.
Wolfgang Judenmann, Vorsitzender der Fachgruppe Moderne Sprachen im bpv