Rezensionen

Die Alpen

Werner Bätzing: Die Alpen. Geschichte und Zukunft einer europäischen Kulturlandschaft. 4. völlig überarb. u. erw. Aufl. Verlag C.H. Beck München, 488 S. m. 14 Tabellen, 34 Karten u. 140 Abb., geb., ISBN 978-3-406-67339-9. € 38,00

Werner Bätzing, geb. 1949, Prof. em. für Kulturgeographie an der Universität Erlangen-Nürnberg, beschäftigt sich seit 1977 in fach- und grenzüberschreitender Perspektive mit den Problemen des Alpenraumes. Vorgelegt hat er die nunmehr vierte Fassung seiner Forschungsbilanz, die er in über 35jähriger Beschäftigung mit den Alpen gewonnen hat. Wie er in seinem Vorwort betont, hat der die Gliederung von 2003 weitestgehend beibehalten. Große Änderungen haben sich dabei vor allem in den Kapiteln III und IV ergeben, in denen eine Reihe von Abschnitten auf Grund seiner intensiv vorangetriebenen Forschungen völlig neu geschrieben werden mussten. Eine vollständige Neukonzeption wurde für das abschließende Kapitel V (Welche Zukunft für die Alpen) durchgeführt. Gerade dort merkt man ganz besonders sein Bemühen um eine aussagekräftige und teilweise aufrüttelnde Zukunftsprognose aufgrund seiner jahrzehntelangen Beschäftigung mit dem einzigartigen Natur- und Kulturraum der Alpen.

Das erste Kapitel seines Werks widmet Werner Bätzing den drei in der europäischen Kulturgeschichte entstandenen Alpenbildern. Ebenso geht er dort auf das Thema „Der Naturraum Alpen“ ein – es ist übrigens das einzige Mal, dass sich der Autor über mehrere Abschnitte hinweg zusammenhängend ausschließlich mit der physischen Geographie beschäftigt, z.B. Geologie, Klima und Vegetation. Im weiteren Verlauf dominieren dann durchwegs human- und kulturgeographische Aspekte, die in streng chronologischer Reihenfolge abgehandelt werden: Von der Ankunft der aus dem Orient stammenden ersten Bauerngesellschaften über die Blüte von Wirtschaft und Kultur im Mittelalter bis hin zu den verzögerten Modernisierungen in der Frühen Neuzeit. Ebenso geht er auf die ökologische Stabilität der alpinen Kulturlandschaft ein und behandelt die Vielfalt der kulturellen und politischen Voraussetzungen eines nachhaltigen Wirtschaftens im Agrarzeitalter.

Im Kapitel III werden der Zusammenbruch der traditionellen Alpenwelt und die neuen Nutzungsformen der Moderne erörtert, wobei Werner Bätzing von einem „Einbruch der Moderne in den Alpenraum“ spricht. Die Verkehrserschließung der Alpen wird behandelt, aber auch die Industrie als übersehene Wirtschaftskraft. Wer die Einschätzungen des Autors ein wenig mit verfolgt hat, wird nicht überrascht sein, dass er im Abschnitt über den Tourismus diesen begründet als keine Schlüsselbranche darstellt. Zusammenfassend stellt er dazu fest: „Indem die tiefen Tal- und Beckenlagen dank ihrer sehr guten Erreichbarkeit mittels Eisen- und Autobahn an der modernen Entwicklung teilhaben, werden hier alle Nutzungen (Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie, Dienstleistungen, Wohnnutzung, Verkehr) sehr stark intensiviert, wodurch bandartig verstädterte Gebiete entstehen, die sich in ihrem Aussehen, in ihrem Funktionieren und in ihren Lebensformen nicht von den Gebieten am Rande der großen europäischen Wirtschaftszentren unterscheiden.“ (S. 245) Im Gegensatz dazu steht für ihn der eigentliche Gebirgsraum, der unter den derzeit gegebenen Verhältnissen flächenhaft als Lebens- und Wirtschaftsraum entwertet wird.

Bei seiner Bilanzierung und Bewertung des großen Wandels im Alpenraum (Kapitel IV) dokumentiert Werner Bätzing, dass die kurzfristig ausgelegten modernen Nutzungen der Moderne mit der Zeit die biologische Vielfalt zerstören. Er fordert eine ökologische Stabilität und eine langfristige Umweltverantwortung für eine Landschaft, die wie keine andere in Europa mit intensiven Bildern und Erfahrungen verbunden ist. Er stellt eindeutig fest, dass die Alpen als spezifischer Lebensraum unter den geschilderten und von ihm belegten Umständen unweigerlich verschwinden werden. In seiner Verantwortung als einer der besten Alpenkenner stellt er jedoch die Frage: „Sind Alternativen denkbar?“

In seinem Schlusskapitel zeigt Werner Bätzing schließlich auf, wie die modernen Wirtschafts- und Lebensformen so mit den jahrhundertelang gewachsenen alpinen Umwelterfahrungen kombiniert werden können, dass die Alpen sich auf neue Weise zu einem dezentralen und durch eine Vielfalt geprägten Lebens- und Wirtschaftsraum entwickeln können: „Weil in den Alpen die bedrohlichen Aspekte der Natur mit den Gunstfaktoren für die menschliche Nutzung räumlich stets sehr eng verbunden sind, ist hier in der Vergangenheit eine besonders hohe Sensibilität für die zwei Seiten der Natur – Natur als Bedrohung und als Potenzial zugleich – entstanden. Diese Sensibilität, die heute durch einen technischen Naturumgang verloren zu gehen droht, muss unbedingt erhalten bleiben, damit sich die moderne Gesellschaft nicht selbst zerstört.“ (S. 398)

Reinhold Messner charakterisierte den Autoren einmal mit folgendem Satz: „Werner Bätzing ist der bedeutendste Sprecher jener Bergkultur, von der die Zukunft der Alpen abhängt.“ Besser kann man auch nicht ausdrücken, welche Bedeutung diese Publikation für die Leserschaft hat. Sie wendet sich an eine breite Öffentlichkeit, die sich für die Entwicklungen und Probleme im Alpenraum interessiert und der die Erhaltung dieses einmaligen Naturraums ein wichtiges Anliegen ist. Aus diesem Grunde ist diese Publikation zur Anschaffung unbedingt zu empfehlen.

Volker Huntemann

 

Trips mit Grips

Kostenlose Unterrichtsmaterialien zum deutschen Küstenraum der Nord- und Ostsee

Die Initiative „Trips mit Grips“ (www.80-deutsche-straende.de) wurde von einem pensionierten bayerischen Lehrer, Peter Hassa, ins Leben gerufen. Während seiner aktiven Dienstzeit musste er in immer stärkeren Maße feststellen, dass die Schüler mit ihren Eltern im Zeitalter der billigen Urlaubsflüge in erschreckendem Maße in ihrem Heimatland das nicht mehr kennen, was es dort an Wissenswertem und Erlebbarem zu entdecken gibt. Aus diesem Grunde hat er es sich seit sechs Jahren zur Aufgabe gemacht, durchgehend (auch im Winter) die deutschen Küstenlandschaften von Nord- und Ostsee zu besuchen und mit der Filmkamera neben den unterschiedlichen Strandabschnitten alles zu dokumentieren, was es an Wissenswertem zu sehen und zu erleben gibt. Das Ergebnis ist eine umfangreiche Website mit derzeit insgesamt 120 Seiten (eine pro Ort), die alle auf der jeweiligen Ortsseite einem schulischen Fachbereich zugeordnet sind. So führt z.B. der Button „Was interessiert mich“ mit rund 170 Vorschlägen zu den gewünschten Themen. So gibt es z.B. die Sätze „In einem Energiepark in der Sonne Eier kochen“ (16), „Nicht nur zugucken, sondern Hunderte von physikalischen Experimenten selbst ausprobieren können“ (27), „Selbst mit bis zu 120 km/h mit Null CO2-Emissionen am Strand unterwegs“ (91) oder „Aus einem unscheinbaren Bernsteinfund am Strand selbst ein glänzendes Schmuckstück herestellen“ (112). Klickt man den Satz seiner Wahl an, so landet man auf der entsprechenden Website und erfährt mehr in Wort und Bild über die relevanten Themen.

Die bearbeiteten Orte sind auf drei Google-Karten für Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern mit roten Markern gekennzeichnet, bei deren Anklicken man ebenfalls automatisch auf die dazugehörige Seite kommt. Es ist auch möglich, einen bestimmten Ort im Städteverzeichnis zu suchen, das nach den drei Küstenländern unterteilt ist. Diese Website ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, einen Urlaubsort zu finden, wo den Kindern und ihren Eltern oder auch anderen Interessierten die Informationen geboten werden, die man sich für eine sinnvolle Feriengestaltung vorstellt; dies ist zusätzlich verbunden mit dem Erlebnis des Lernens durch eigenes Tun, wozu auch das bewusste Anschauen und Kennenlernen der Lokalität gehört. Für den täglichen Unterricht bietet sich außerdem die gute Möglichkeit, unterschiedliche Themen und Regionen mit kostenlosem Bild- und Tonmaterial zu finden.

Ein vergleichbar umfangreiches und dabei kostenloses Angebot hat es in Deutschland zu diesem Themenkomplex bisher noch nicht gegeben. Somit kann jede/r Kollege/Kollegin denjenigen Ort wählen, der auch das bietet, was seinem/ihrem Wunsch nach Erleben und Lernen bzw. nach unterrichtlichen Einsatzmöglichkeiten entspricht.

Die Fachgruppe Geographie im Bayerischen Philologenverband (bpv) begrüßt derartige Angebote generell, auch wenn sie nicht immer ganz gezielt zum für den Unterricht erforderlichen Material führen. Es ist jedoch äußerst positiv anzumerken, dass Kollege Peter Hassa mit dieser Website eine wertvolle Möglichkeit geschaffen hat, besonders Themen aus den Jahrgangsstufen 5 und 7 (Gymnasium) mit authentischem Material zu gestalten. Seine Bitte um Meinungen zur Initiative, Anregungen und Kritik zeigt, dass er sich gerne dem Wunsch der interessierten Kollegenschaft in den unterschiedlichen Schulformen stellt. Insofern ist seine Initiative sehr zu begrüßen und man kann ihr nur – bei entsprechendem Informationsaustausch – eine vielfältige Nutzung wünschen.

Volker Huntemann

Seminarpraxis Geographie

Max Huber (Hrsg.)
3., überarbeitete Auflage (Gymnasialpädagogische Reihe des bpv). Selbstverlag des Bayerischen Philologenverbands. München 2011. 253 S., kart., 15,00 Euro
für Mitglieder des Bayer. Philologenverbands, 30,00 für Nichtmitglieder

GiB 8+9/2012, S. 52 - 53