Archiv II

BUNDESUMWELTWETTBEWERBS 2017

Gruppenfoto der Preisträger/innen vor der Kunsthalle in Kiel

Bayerische Projekte für den Umweltschutz erhielten hohe Auszeichnungen

Haupt- und Sonderpreise beim BundesUmweltWettbewerbs 2017 vergeben – Abschlussveranstaltung in der Kunsthalle in Kiel

Beim 27. Bundesfinale des BundesUmweltWettbewerbs (BUW), das in diesem Jahr in der Kieler Kunsthalle stattfand, konnten bayerische Schülerinnen und Schüler wieder sehr erfolgreich abschneiden. Mit diesem Wettbewerb sollen Jungforscher und junge Talente im Umweltbereich besonders gefördert werden. Hauptpreise werden für Arbeiten vergeben, die von der Jury als hervorragend bewertet wurden; sowohl Kreativität als auch interdisziplinäre Arbeitsweise haben dabei einen hohen Stellenwert. Mit Sonderpreisen werden Projekte berücksichtigt, die sich u.a. durch eine besondere Leistung in einem Teilbereich bzw. einer Fachdisziplin auszeichnen. Förderpreise dienen der Projektfortführung und sollen zur nochmaligen Teilnahme am BUW ermutigen.

Die Haupt- und Sonderpreise wurden in diesem Jahr in Anwesenheit von Anke Erdmann (Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und
Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein) und Hans-Werner Tovar, dem Stadtpräsidenten der Stadt Kiel, überreicht. Beide waren sich in ihren Grußworten einig über den hohen Stellenwert des Engagements von Jugendlichen für die Themen des Umweltschutzes mit dem Ziel des nachhaltigen Handelns. Ebenfalls dankten beide Festredner den Betreuerinnen und Betreuern, deren Schulen und den beteiligten Sponsoren. Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Mojib Latif, der renommierte Klimaforscher am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. In seinen Ausführungen ging er auf die Bedeutung der Weltmeere für den Menschen ein und spannte einen weiten Bogen über die Lebensgewohnheiten verschiedener Meerestiere. Gerade bei den Korallen wird derzeit sehr deutlich, wie negativ sich die Erhöhung der Wassertemperatur auf deren Lebensbedingungen auswirkt. Er rief zu strikten Maßnahmen gegen den weiteren Temperaturanstieg auf. Seine engagiert vorgetragenen Ausführungen erhielten langen Applaus.

Die 9. Klasse der Ritter-Wirnt-Realschule (Gräfenberg) bei der Preisverleihung (v.l.n.r.: der Vorsitzende der Wettbewerbsjury BUW I Prof. Dr. Gunnar Friege, 3 Projektteilnehmer, 2 Betreuungslehrer, die Bayerische Landesbeauftragte für den BUW Bonita Junge)

In der Kategorie BUW I (Altersgruppe der Zehn- bis Sechzehnjährigen) erhielten 19 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe der Ritter-Wirnt-Realschule aus dem oberfränkischen Gräfenberg mit ihrer Arbeit „Wandel im Ötztal – wie reagieren die Menschen auf den Klimawandel?“ den Hauptpreis zuerkannt. Sie waren im Rahmen einer Projektwoche der Frage nachgegangen, wie sich der Lebensraum im Ötztal in den vergangenen 150 Jahren als Folge des Klimawandels verändert hat und wie sich die Menschen an die veränderten Bedingungen angepasst haben. Sie haben auf dem Gletscher Hintereisferner Messungen durchgeführt, aber auch die Moräne und die Vegetation untersucht. Die Forschungsergebnisse wurden in fünf Animationsfilmen umgesetzt, in denen anschaulich über die Veränderungen der Lebensbedingungen der Einheimischen sowie über das Thema Klimawandel informiert wird. Der Jury gefiel besonders die interdisziplinäre Konzeption und die Tatsache, dass das Projekt die Ebenen des Forschens und Handelns in vorbildlicher Weise vereint. Die Filme stellen nicht nur einen didaktischen Selbstzweck für eine Schule dar, sondern sie können auch in der Tourismuswerbung für das Ötztal benutzt werden.

Ein Sonderpreis ging an die Regensburger Gymnasiasten Felix Geiß, Timo Krelle, Raphael Kunert, Tyrees Retzlaff und Max Vaupel

Mit einem Sonderpreis im BUW I wurden die aus Regensburg stammenden Gymnasiasten Felix Geiß, Timo Krelle, Raphael Kunert, Tyrees Retzlaff und Max Vaupel ausgezeichnet. In ihrer Arbeit „Warum und wie müssen Gipskartonplatten ersetzt werden: Green Building FMC“ gehen sie von der Erkenntnis aus, dass die häufig beim Bau benutzten Gipskartonplatten in der Entsorgung als Sondermüll behandelt werden müssen. Relativ schnell sind sie zu einer anderen Lösung gekommen: Der von ihnen entwickelte Freaky Minds-Verbundstoff (oder auch „Freaky Minds Composite“ - FMC -) stellt eine Verbindung aus Wabenpappkarton und Lehmplatten dar, der technisch und mechanisch der Gipskartonplatte ebenbürtig ist.

Förderpreise gingen zudem an folgende Projekte: „Moorschutz ist Klimaschutz“ von Valentin Kübrich (Gymnasium Christian-Ernestinum, Bayreuth), „Mikroplastik – die verkannte Gefahr?“ von Christian Nützel und Janik Rabenstein (Alexander-von-Humboldt-Realschule Bayreuth) und „Wie können Handtücher sparsamer getrocknet werden und trotzdem weich sein?“ von Pius Dischinger (Peter-Vischer-Schule Nürnberg).

Die Sonderpreisträger Florian Bader, Stephan Le und Matthias Weirich (Lisa-Meitner-Gymnasium Unterhaching); links der Vorsitzende der Wettbewerbsjury BUW II Prof. Dr. Gerrit Schüürmann

Beim BUW II (Siebzehn- bis Zwanzigjährige) gingen gleich drei Sonderpreise nach Bayern: Florian Baader, Stephan Le und Matthias Weirich (Lisa-Meitner-Gymnasium Unterhaching) hatten eine Arbeit mit dem Titel „Stand-Bye!“eingereicht. Wenn im Betriebssystem Windows der Energiesparmodus erst einmal deaktiviert ist, damit laufende Rechenprozesse nicht abgebrochen werden, dann wird dieser oftmals aus Gründen der Bequemlichkeit später nicht wieder reaktiviert. Die Folge: Es entsteht pro Jahr eine enorme und unnötige Ressourcenverschwendung. Die Jungforscher haben eine sehr anspruchsvolle Software mit mehreren Updates entwickelt, die den Computer nur in den Standby-Modus versetzt, wenn dieser tatsächlich auch nicht gebraucht wird. So hat sich ein beachtliches Einsparpotenzial z.B. an ihrer Schule hinsichtlich des Stromverbrauchs erzielen lassen.

Felix Leon Braun (Friedrich-Dessauer-Gymnasium Aschaffenburg) erhielt einen weiteren Sonderpreis im Bereich BUW II

Felix Leon Braun (Friedrich-Dessauer-Gymnasium, Aschaffenburg) stellte sein Projekt „Das lebende Biosiegel – Flechten der Gattung Xanthoria als Bioindikator im Obstbau“ vor. Ihm gelingt der Nachweis, dass Flechten Zeigerorganismen bei einer Kontrolle der Belastung mit Pflanzenschutzmitteln im Obstbau sein können. In seinem Projekt hat er in überzeugender Weise nachgewiesen, warum sich bestimmte Flechtenarten als Bioindikatoren besonders eignen und welche Einsatzmöglichkeiten und Bioindikationsmöglichkeiten es für Flechten gibt. Die Jury lobte die sehr hohe wissenschaftliche Qualität der Arbeit.

Der Vorsitzendes des Bayerischen Philologenverbands, Michael Schwägerl, zeigte sich beeindruckt von dem guten Abschneiden der bayerischen Schülerinnen und Schüler und gratuliert ihnen herzlich zu ihren Erfolgen.

Ein weiterer Sonderpreis ging an Samuel Hirmer (Gustav-von-Schlör-Schule, Weiden). In seiner Arbeit „Varroa Sensitive Hygiene“ hatte er es sich zum Ziel gesetzt, Bienen zu züchten, die ohne eine Behandlung mit chemischen Substanzen gegenüber der Varroamilbe widerstandsfähig sind. Nach einer ausführlichen Erläuterung des genetischen Hintergrunds seiner Zuchtversuche werden die Ergebnisse beschrieben, analysiert und kritisch diskutiert. Der Schüler hat mit seiner Forschungsarbeit in den Augen der Jury ein akademisch sehr hochwertiges Produkt geschaffen.

Die Teilnahme am BundesUmweltWettbewerb ist möglich für Schülerinnen und Schüler aller allgemein- und berufsbildenden Schulen, Jugendgruppen sowie Teilnehmerinnen und Teilnehmern an den Freiwilligendiensten wie dem Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) und dem Bundesfreiwilligendienst (BFD). Die Organisation des Wettbewerbs erfolgt vom Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) an der Universität Kiel. Der Träger des Wettbewerbs ist das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Die Wettbewerbsrunde 2017/18 hat bereits begonnen. Einsendeschluss für die frei wählbaren Themen ist der 15. März 2018; die Anmeldung sollte sobald wie möglich erfolgen. Projektbeispiele, Anmeldung und Leitfaden des Wettbewerbs mit detaillierten Informationen sind erhältlich unter www.bundesumweltwettbewerb.de oder bei der bayerischen Landesbeauftragten für den BUW, OStR' Bonita Junge, Wolfgang-Borchert-Gymnasium, Sportplatzstr. 2, 90579 Langenzenn, Tel. 09101/904180, Mail: verwaltung@wbg-lgz.de .

Volker Huntemann

 

Die Landesfachgruppe Geographie im bpv bei der Jahrestagung 2016 in Hallstadt (v.l.n.r.):
Johannes Göller (Schwaben), Benjamin Schallenberger (neu, München), Bettina Stadler (verabschiedet, München), Max Schmidt (Vorsitzender des bpv), Uschi Zitzelsberger (Vorsitzende LV Bayern, VDSG), Dr. Konrad Wieland (Kassenwart), Jochen Frickel (Oberfranken), Volker Huntemann (Mittelfranken + Vorsitzender der Landesfachgruppe). Nicht im Bild: Felix Weinrich (Unterfranken), Christoph Matz (Oberpfalz), Bernhard Frey (Oberbayern), Birgit Englmeier (Niederbayern).

JAHRESTAGUNG DER BEZIRKSFACHGRUPPENLEITER

Die Landesfachgruppe Geographie in Füssen - Bad Faulenbach: (v.l.n.r.): Johann Göller (Schwaben), Bernhard Frey (stellv. Landesvorsitzender -neu-, Oberbayern), Bettina Stadler (München, kommissarisch), Max Schmidt (Vorsitzender des bpv), Ltd MR Adolf Präbst (Kultusministerium), Birgit Englmeier (Niederbayern -neu-), Jochen Frickel (Oberfranken -neu-), Dr. Alois Müller (Oberfranken -bisher-), Felix Weinrich (Unterfranken), Volker Huntemann (Landesvorsitzender, Mittelfranken)

MODERNER GEOGRAPHIE-UNTERRICHT BEGEISTERT DIE SCHÜLER, ABER NICHT DIE BILDUNGSPOLITIK

Jahrestagung der Bezirksfachgruppenleiter in Füssen–Bad Faulenbach – Aktuelle Informationen aus dem Kultusministerium durch Ltd. MR Präbst

Die Jahrestagung der Fachgruppe Geographie im Bayerischen Philologenverband (bpv) fand in diesem Jahr in Füssen-Bad Faulenbach statt. Hierzu konnte der Landesvorsitzende, StD Volker Huntemann, neben den Bezirksfachgruppenleitern u.a. auch Ltd MR Adolf Präbst aus dem Kultusministerium, den 1. Vorsitzenden des Bayerischen Philologenverbands (bpv), StD Max Schmidt, sowie den Bezirksvorsitzenden für Schwaben, StD Stefan Düll, herzlich begrüßen. In seinem Grußwort ging dieser zunächst auf die Bedeutung des Faches für die gymnasiale Bildung in Bayern ein: Mit zahlreichen aktuellen Themen wie z.B. Klimawandel, Migration, Urbanisierung ist die Geographie bestens positioniert und es werden Bereiche behandelt, die auf kein anderes Fach abgegeben werden können. Zwar erstellen im Augenblick die Versuchsschulen für die MittelstufePlus ihre eigene Stundentafeln und Lehrpläne, wobei die Schulen ganz unterschiedliche Konzepte haben, aber auch in der neunjährigen Gymnasialzeit sollte die Vielzahl der Fächer ohne Qualitätsverlust erhalten bleiben. „Der Stellenwert der Geographie ist hart umkämpft, aber leisten Sie mit Ihren aktuellen Themen einen Beitrag zum hohen Stellenwert Ihres Faches.“ Hierzu wünschte der Referent der Tagung einen erfolgreichen Verlauf.

An dieser Stelle konnte StD Volker Huntemann auch den Vorsitzenden des Verbands Deutscher Schulgeographen (VDSG), Landesverband Bayern, Dr. Michael Streifinger begrüßen. Dieser berichtete in seinen Ausführungen von den derzeit äußerst geringen Studentenzahlen für das Lehramt an Gymnasien. In seinen Ausführungen sprach er besonders das Problem an, dass in den Jahrgangsstufen 6 und 9 nach dem derzeitigen Lehrplan kein Geographie-Unterricht erfolgt. Er berichtete von einer erfolgreichen Kooperation des Gymnasiums Höhenkirchen-Siegertsbrunn mit dem Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land (http://www.schuelerforschung.de/home.html) in Form von dort durchgeführten Schülerforschungstagen für die Jahrgangsstufe 6 zur zumindest teilweisen Überbrückung der Lehrplanlücke. Dabei handelt es sich für die beteiligten Schulklassen um ein festes Kursprogramm, bei dem naturgeographische Fragestellungen intensiv bearbeitet werden. Es geht dabei um intensive Geländebeobachtung, Erstellung von Geländeparametern und die entsprechenden Analysen. Die Kosten für die Outdoor Education betragen € 125,00. Der Referent wies außerdem auf den 17. Bayerischen Landesschulgeographentag vom 10. - 12.03.2016 in Eichstätt hin und lud zur Teilnahme daran ein.

Der Landesvorsitzende der Fachgruppe stellte mit Freude fest, dass sich auch im zurückliegenden Schuljahr das Fach Geographie in der Oberstufe großer Beliebtheit erfreut. Dieses ist sowohl in den Belegungszahlen der Kurse als auch in dem Prüfungsverhalten der Abiturienten seit Jahren eindeutig belegt. Wie in den Vorjahren muss auch dieses Mal wieder massiv moniert werden, dass es in den Jahrgangsstufen 6 und 9 keinen Geographie-Unterricht gibt. Diese sowieso schon angespannte Situation wird nochmals gesteigert durch die „Musterstundentafel Mittelstufe Plus“! Die bereits auf ein Minimum ihrer Möglichkeiten reduzierte Geographie wird nochmals durchlöchert! Der eigentlich dringend notwendige durchgehende Unterricht in der Unter- und Mittelstufe stellt sich nun wie folgt dar:

- Jahrgangsstufe 5: 2 Stunden
- Jahrgangsstufe 6: -----------
- Jahrgangsstufe 7: 2 Stunden
- Jahrgangsstufe 8: -----------
- Jahrgangsstufe 9: 2 Stunden
- Jahrgangsstufe 9+: -----------
- Jahrgangsstufe 10: 2 Stunden

Die vom LehrplanPlus geforderte durchgängige Vermittlung von Kompetenzen ist bei dieser Anzahl von Jahrgangsstufenlöchern (der Vergleich mit einem Emmentaler Käse liegt auf der Hand) kaum mehr möglich. Es gibt kein Unterrichtsfach, das eine solche Benachteiligung hinnehmen muss. Dagegen wehrt sich die Fachgruppe Geographie mit aller Macht. Als die Gymnasialzeit von 9 auf 8 Jahre verkürzt wurde, fiel der eigentliche sinnvolle, unterrichtspraktisch orientierte Stoff der Jahrgangsstufe 11 aus (u.a. Deutschland, Forschungsprojekt). Wenn nun ein Plusjahr wieder eingeführt wird, sollte die Geographie diese zwei Stunden wieder erhalten (z.B. zur gestrichenen verstärkten Durchführung von Projektarbeit). Natürlich wird von kultusminsterieller Seite die Stärkung der Kernfächer in diesem Plusjahr betont – aber dieses darf nicht auf Kosten der so gesellschaftsrelevanten geographischen Bildung gehen, denn die Kernfächer dürfen in diesem Plusjahr keine neuen und zusätzlichen Stoffbereiche aufnehmen, sondern nur den Stoff der Mittelstufe „dehnen“. Eine solch überproportionale „Dehnung“ darf aber niemals auf Kosten der weiteren Amputation anderer Fächer gehen!!!

Der bpv-Bezirksvorsitzende von Schwaben, StD Stefan Düll, bei seinem Grußwort


Zwei weitere die Fachgruppe dringend tangierende Aspekte wurden vom Landesvorsitzenden ebenfalls angesprochen und entsprechend diskutiert:

a) Auf eine aktuelle Anfrage aus den beteiligten Fachschaften heraus hat sich die Auskunft ergeben, dass die für viele Jahrzehnte von der Fachgruppe Geographie als unfair empfundenen Schulbaurichtlinien zur Einrichtung von Fachräumen nicht mehr relevant sind. Vielmehr ist es nunmehr notwendig, dass die einzelnen Fächer in ihren Anliegen in wohl begründeten Fällen selbst aktiv werden.

b) In Gesprächen mit Fachkolleg(inn)en in den Bezirken wird immer wieder beklagt, dass das Fach Geographie bei „Natur und Technik“ nur sporadisch, teilweise auch gar nicht berücksichtigt wird. Aus diesem Grunde wies er erneut darauf hin, dass im Fach „Natur und Technik“ bei dem Schwerpunktthema „Naturwissenschaftliches Arbeiten“ der Einsatz von Lehrkräften mit der Fakultas Geographie ausdrücklich vorgesehen ist, denn dort ist eine Vielzahl von echten geographischen Inhalten verankert. In diesem Zusammenhang sei ausdrücklich auf den Punkt „Einsatz von Studienreferendarinnen und Studienreferendaren in Natur und Technik“ im KontaktbriefPlus 2014 aus dem ISB hingewiesen!

Der Vorsitzende des bpv, StD Max Schmidt, bei seinen Ausführungen zur aktuellen bildungspolitischen Situation


An den Anfang seiner Ausführungen zur aktuellen bildungspolitischen Situation stellte der Vorsitzende des bpv, StD Max Schmidt, den Wunsch, dass das Gymnasium in Bayern wieder als ein geschlossener Bildungsgang erscheinen soll. Er wünschte sich zusätzliche Kursangebote in „einem Gymnasium aus einem Guss“. In einem neunjährigen Gymnasium sollen durchaus bis zu 25 % der Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit zum Überspringen einer Jahrgangsstufe bekommen, wobei die Jahrgangsstufe 11 als Schnittstelle betrachtet wird. Der Referent stellte klar heraus, dass mit dieser Schulform eine Vielzahl von sonst notwendigen Sonderzweigen eingespart werden kann.

In seinen weiteren Ausführungen ging StD Max Schmidt besonders auf die am 01. Oktober 2015 gegründete Stiftung „Wertebündnis Bayern – Gemeinsam stark für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ ein. Ziel der Stiftung ist es, junge Menschen über Wertefragen zum Nachdenken anzuregen, mit ihnen zu diskutieren und sie zum Handeln zu ermuntern. Hierzu werden verschiedene Projekte organisiert werden, so z.B. in den Bereichen Demokratiebildung, Medienkompetenz und interkulturelle Kommunikation. Inzwischen gehören dem Bündnis über 130 Organisationen, Institutionen, Verbände, Vereine und Stiftungen aus der Zivilgesellschaft an. Weitere Informationen unter www.wertebuendnis-bayern.de .

Ferner informierte der Vorsitzende des bpv die Teilnehmer darüber, dass ganz im Gegensatz zum Gymnasium die Wartelisten bei den Grund- und den Mittelschulen abgearbeitet sind. Mit Blick auf die hohe Lehrerbelastung am Gymnasium forderte er die Staatsregierung auf, diesen Zustand durch weitere Neueinstellungen zu bekämpfen. Er erwähnte ebenfalls, dass es demnächst eine neu gestaltete Allgemeine Schulordnung (AschO) geben wird, die für alle Schularten Gültigkeit haben soll. Erst nach deren Publikation werden die schulartspezifischen Ordnungen neu formuliert werden. Mit Blick auf den LehrplanPlus der Realschule stellte er fest, dass dieser als nächstes auf die Kompatibilität mit dem gymnasialen Niveau intensiv durchgesehen werden muss.

Ltd MR Adolf Präbst (Kultusministerium) referierte über aktuelle Entwicklungen am Gymnasium


In seinem Tätigkeitsbericht sprach der Landesvorsitzende der Fachgruppe Geographie im bpv von einem intensiven Gedankenaustausch mit einer Vielzahl von Vertretern aus dem Ministerium sowie aus Institutionen und befreundeten Verbänden. Im zurückliegenden Jahr wurden in den einzelnen Regierungsbezirken wieder diverse Fortbildungsveranstaltungen angeboten und mit regionalen Universitäten (z.B. Würzburg, Erlangen, Bayreuth, Regensburg, München, Passau) intensiv zusammengearbeitet. Beispielhaft dafür ist die alljährlich Anfang Oktober stattfindende „Ideenbörse Geographie“ (FG Geographie Mittelfranken / Geographisches Institut der Universität Erlangen). Zudem wurde in den einzelnen Bezirken ein reger Gedanken- und Ideenaustausch sowohl mit den Kolleg(inn)en (z.B. Geographie-Stammtische in der Oberpfalz) als auch mit außerschulischen Ansprechpartnern (z.B. MTU Aero Engines, BMW Group und Zwiesel Kristallglas in Niederbayern) gepflegt.

Auf dem Arbeitsprogramm 2015/16 der Landesfachgruppe steht auch in diesem Schuljahr wieder die Bekanntmachung und Unterstützung von Wettbewerben mit geographischen Inhalten. Hierzu gehören in besonderem Maße „Jugend forscht“ / „Schüler experimentieren“, der BundesUmweltWettbewerb“ und „Diercke Wissen“.

Am Abend des ersten Veranstaltungstages verabschiedete der Landesfachgruppenleiter den bisherigen Bezirksfachgruppenleiter von Oberbayern, Dr. Alois Müller, der nach 10 Jahren sein Amt an StD Jochen Frickel (Franz-Ludwig-Gymnasium Bamberg) weitergibt. Der bisherige Stellvertretende Landesvorsitzende und Bezirksfachgruppenleiter in Niederbayern, OStR Jürgen Patzke ist seit einigen Monaten an die Bayerische Staatskanzlei abgeordnet und wurde ebenso herzlich verabschiedet. Seine Nachfolgerin ist OStR' Birgit Englmeier (Veit-Höser-Gymnasium Bogen). StD Volker Huntemann dankte den ausscheidenden Kollegen für die lange und gute Zusammenarbeit und begrüßte gleichzeitig die neuen Bezirksfachgruppenleiter im Gremium.

Am nächsten Morgen konnte StD Volker Huntemann den Ltd MR Adolf Präbst (Kultusministerium) begrüßen. Dieser referierte über das Thema „Aktuelle Entwicklungen am Gymnasium“ und stellte fest, dass sich im Augenblick viel bewegt. Daraus entstehen Spannungsfelder in diversen Bereichen. Als Beispiel nannte er die Diskussionen über die Ganztagsschule oder über kompetenzorientierte Lehrpläne. Mit der Einführung der „Individuellen Lernzeit“ und der integrierten Lehrerreserve wurde aber die Basis geschaffen, um die Strukturdiskussion überwinden und sich auf die unterrichtliche und pädagogische Arbeit konzentrieren zu können.

Das Konzept der Individuellen Lernzeit wird derzeit mit 47 Projektschulen weiterentwickelt und in Form der „Mittelstufe Plus“ konkretisiert und ausgebaut. Prämisse ist, wie mit dem bpv und den anderen gymnasialen Interessenvertretungen vereinbart, die Einheit des Gymnasiums zu erhalten und damit seine starke Position in der Schullandschaft wie auch das differenzierte Schulsystem insgesamt zu sichern. Deshalb geht das Konzept der Mittelstufe Plus von einer einheitlichen Unter- und Oberstufe aus. Die Mittelstufe hingegen kann bzw. soll flexibilisiert werden, um der zunehmenden Heterogenität der Schülerinnen und Schüler in Bezug auf Lernverhalten, Entwicklungsstand oder persönliche Interessen in diesen Jahrgangsstufen gerecht zu werden.

Ziele des Pilotprojekts sind u.a. die ergebnisoffene Ermittlung des Bedarfs an einem zusätzlichen Lernjahr im Klassenverband und die Frage, wie eine flexible Mittelstufe organisiert werden kann. Im ersten Erprobungsjahr ergab sich bei den Versuchsschulen ein Wert von ca. 60 %, wobei die Bandbreite sehr groß ist. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Nachfrage im zweiten Jahr entwickeln wird.

Kennzeichen der Mittelstufe Plus ist u.a. der Verzicht auf obligatorischen Nachmittagsunterricht in den Jahrgangsstufen 8 und 9. Da der Bildungsanspruch des Gymnasiums nach wie vor hoch ist, stellt sich zum einen die Frage, ob uns die Erfüllung dieses Anspruchs in der Zeit von 8 – 13 Uhr gelingt, zum anderen ob die Kinder, die zusätzlicher freiwilliger Förder- und Unterrichtsangebote am Nachmittag bedürfen, diese auch in Anspruch nehmen. Hier bleibt die weitere Entwicklung der Pilotphase abzuwarten. Weitere Merkmale der Mittelstufe Plus sind die Fokussierung auf die Kernfächer und wo immer möglich die Dehnung der Lehrplaninhalte in diesen Fächern, um eine Entschleunigung des Lernens zu erreichen. Bei diesen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen werden die „kleineren“ Fächer nicht im selben Maße vom zusätzlichen Lernjahr profitieren können wie die Grundlagenfächer – auch wenn die Schulen in diesem Bereich eigene Schwerpunktsetzungen vornehmen können. Die Frage, in wie vielen Fächern der Lehrplan gedehnt werden kann, hängt von der konkreten Situation vor Ort ab - u.a. von der Zahl der Ausbildungsrichtungen und Fremdsprachenfolgen sowie vom Wahlverhalten der Schülerinnen und Schüler. Je günstiger die Schüleranteile im Regelzug und im Pluszug in Bezug auf die Klassenbildung sind, desto besser sind die Möglichkeiten der Dehnung und desto leichter ist die Organisation. Die Projektschulen sollen aber nicht nur organisatorische Konzepte entwickeln. Ihr Auftrag umfasst im selben Maße auch die Fortentwicklung der Unterrichtsmethodik. Der Referent stellte daher fest: „Die Mittelstufe Plus wird das Gymnasium verändern.“

Des Weiteren beschäftigte sich Ltd. MR Präbst mit dem Thema Bildungsauftrag des Gymnasiums. Hierzu betonte er, dass die individuelle Förderung der Schlüssel für eine erfolgreiche Weiterentwicklung ist, denn nur dadurch sind bei steigender Heterogenität der Schülerschaft Bildungsgerechtigkeit und Bildungsqualität gleichermaßen zu erreichen. „Die Stabilität des Gymnasiums ergibt sich daraus, dass wir flexibel auf neue Herausforderungen reagieren und dabei den gymnasialen Bildungsauftrag bei der täglichen Arbeit im Unterricht fest im Blick und im Bewusstsein behalten“, betonte der Referent.
Dies gilt auch angesichts der aktuellen Forderungen nach einer stärkeren Studien- und Berufsorientierung. Eine solche ist wegen der zunehmenden Unüberschaubarkeit der beruflichen Bildungswege und des Studienangebots unverzichtbar. Aber sie muss in den Kontext der gymnasialen Bildungsidee und des Bildungszieles „Allgemeine Hochschulreife“ eingeordnet werden.

Abschließend stellte Ltd MR Präbst fest, dass die Geographie in der Oberstufe des Gymnasiums gut positioniert ist, was an den Zahlen des Abiturs abgelesen werden kann. Sie seien ein Beleg für das hohe Engagement der Geographielehrkräfte in Bayern.

Die Landesfachgruppe informierte sich über verschiedene geographische Fragestellungen im Museum der Stadt Füssen


Der lokale Organisator der Tagung, StD Johann Göller, führte die Gruppe dann abschließend auf einer Kurzexkursion durch die Stadt Füssen. Im Südtrakt des ehemaligen Benediktinerklosters St. Mang befindet sich das Museum der Stadt Füssen (http://www.stadt-fuessen.de/museum.html ). Hier wurden die Teilnehmer von Museumsführer Ulrich Kinast begrüßt, der einige wichtige Aspekte der Stadtgeschichte erläutern sollte. Er ging zunächst auf die verkehrsmäßige Bedeutung der Stadt ein, die sie bereits während der Römerzeit hatte. Sie war wichtiger Teil der Via Claudia Augusta, die aus dem Raum von Venedig über Reschen- und Fernpass durch die Enge bei Füssen und weiter in den Regensburger Raum führte. Der Name der Stadt stammt aus dem lateinische Wort „fauces“, was „Schlund“ bedeutet und was auf die Schlucht am Lechfall hinweist. Der Lech war als Flossstraße ebenfalls von großer Bedeutung für die Stadt, denn innerhalb von einem Tag konnten die Waren aus Oberitalien oder der Gips aus dem heutigen Stadtteil Bad Faulenbach nach Augsburg transportiert werden. In der stadtgeschichtlichen Abteilung stellte er die Geschichte des Füssener Lauten- und Geigenbaus vor. Maßgebliche Rohstoffe waren die lokal vorkommenden Hölzer von Eibe, Fichte und Ahorn. Dieses Spezialhandwerk war besonders zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert von besonderer Bedeutung.

Nach einem Besuch in der Klosterbibliothek und im Kaisersaal, wo die Stuckarbeiten auf großes Interesse trafen, stellte die Abteilung über die Hanfwerke einen weiteren Schwerpunkt der industriellen Entwicklung dar. Die Gründung erfolgte 1861 als „Mechanische Seilerwarenfabrik Füssen“ auf der Basis der Wasserkraft des Lechs. Während der Blütezeit war etwa die Hälfte der gesamten Produktion der deutschen Hanfspinnereien und Bindfadenfabriken in Füssen konzentriert. Im Jahre 1976 endete die Entwicklung im Konkurs. In den historischen Gebäuden der ehemaligen Hanfwerke befinden sich heute u.a. die Kunsthallen am Lech, die größte Kunstgalerie des Allgäus, und Ateliers von Künstlern.

Höhepunkt der Exkursion war der Besuch des Geotops „Lechfall und Klamm“. Dort stürzen sich die Wassermassen des Lechs über sieben Meter in die Tiefe und treten sofort in eine enge Schlucht ein, die vom Fluss im Verlauf von Jahrtausenden in den Fels gegraben worden sind. Es ist die einzige Schlucht im gesamten bayerischen Alpenraum, durch die ein größerer Alpenfluss noch frei und ungehindert fließen kann. Weitere Informationen unter http://www.lfu.bayern.de/geologie/geotope_schoensten/8/index.htm .

Volker Huntemann

JUGEND FORSCHT

Mit großen Erfolgen bei Jugend forscht nach Bayern zurückgekehrt
Bayern stellt zwei Bundessieger – Das Bundesfinale 2016 in Paderborn

Das diesjährige Bundesfinale im Wettbewerb Jugend forscht wurde zu einem echten Erfolg für die bayerischen Teilnehmer, gilt es dabei doch auch, die Teilnehmer aus anderen Bundesländern entsprechend zu evaluieren. Mit mehr als 12.000 Anmeldungen gab es auch 2016 wieder eine hohe Beteiligung an Deutschlands bekanntestem Nachwuchswettbewerb. Für das Bundesfinale hatten sich dann 191 talentierte Jungforscher und Jungforscherinnen mit insgesamt 110 Projekten qualifiziert. „Die beeindruckenden Wettbewerbsbeiträge dieses Jahres zeigen, dass sich der Einsatz für den Nachwuchs lohnt“, stellte Prof. Dr. Johanna Wanka, die Bundesministerin für Bildung und Forschung, gleich zum Finalauftakt fest. „Jugend forscht gibt Kindern und Jugendlichen seit vielen Jahren ein Forum, um eigene Ideen zu entwickeln und nach Antworten auf ungelöste Fragen zu suchen.“

Carina Kanitz belegte mit ihrer Analyse einer Wasserfontäne den 4. Platz im Bereich Physik


Die prämierten Arbeiten

Wird eine Glaspipette teilweise mit heißem Wasser gefüllt, verschließt deren oberes Ende und dreht sie zügig um, so schießt das Wasser oben springbrunnenartig heraus. Der Grund liegt darin, dass sich die durch das heiße Wasser erwärmte Luft ausdehnt und die durch die Drehung oben befindliche Flüssigkeit herausgedrückt wird. Carina Kanitz (Erlanger Schülerforschungszentrum) wollte mit ihrer Arbeit „Physikalische Analyse einer Wasserfontäne“ wissen, nach welchen physikalischen Prinzipien eine solche Wasserfontäne genau funktioniert. Sie löste diese Fragestellung zunächst theoretisch anhand von Beschreibungen der verschiedenen Parameter wie z.B. der Pipettenrotation oder der Kontaktfläche zwischen Wasser und Luft. Die auf diesem Wege ermittelten Auswirkungen auf die Höhe der Fontäne überprüfte sie danach mit einem selbst entwickelten Versuchsaufbau. Die höchste Fontäne, die von der Jungforscherin erzeugt werden konnte, erreichte eine Höhe von nahezu zwei Meter. Für diesen Beitrag erhielt die Jungforscherin den 4. Preis im Fachbereich Physik zuerkannt.

Die Jungforscher Luca Ponzio, Daniel Itkis und Johannes Konrad konnten sich über den 2. Platz im Bereich Physik freuen (Foto: Stiftung Jugend forscht)


Ebenfalls im Bereich Physik angetreten waren Luca Ponzio (Johannes Turmair-Gymnasium Straubing), Daniel Itkis (Klinikum Großhadern der Universität München) und Johannes Konrad (Universität Regensburg) mit dem Thema „Untersuchung des Verhaltens von Fusionsplasmen unter Einwirkung von anisotropen elektrischen Feldern“. Sie gingen von der Tatsache aus, dass schon seit vielen Jahren manche Physiker in der Kernfusion, der kontrollierten Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium, eine vielversprechende Energiequelle der Zukunft sehen, denn schließlich laufen auf der Sonne diese Prozesse ab und es wird dort viel Energie erzeugt. Mit dem Ziel eines fernen Tages elektrischen Strom mittels Kernfusion erzeugen zu können, wurden bereits riesige Versuchsreaktoren (z.B. das Milliardenprojekt ITER in Frankreich) gebaut. Die drei Jungforscher dachten jedoch an einen deutlich einfacheren Weg, denn sie konstruierten ein eigenes und originelles Fusionsexperiment mitsamt Vakuumpumpen, Reaktorgefäß und Hochspannungsaggregat, wobei die Gesamtkosten lediglich 1.000 Euro betrugen. Bei ihren Testläufen beobachteten die Jungforscher interessante Leuchterscheinungen; womöglich sogar das eine oder andere Fusionsfünkchen. Für diesen Ansatz wurden sie von der Jury mit dem 2. Platz belohnt.

Den 2. Platz im Bereich Chemie erhielten Michael Eibl und Sandra Krogner zuerkannt (Foto: Stiftung Jugend forscht)


Einen weiteren 2. Platz belegten Michael Eibl und Sandra Krogner (Johann-Michael-Fischer-Gymnasium Burglengenfeld) im Fachbereich Chemie mit ihrer Arbeit „Gewinnung eines Blütenöls von Impatiens glanduliferia und Identifikation der Inhaltsstoffe“. Hinter dem lateinischen Fachbegriff verbirgt sich das Springkraut, das in unseren Regionen zu den weniger beliebten Pflanzen gehört, da es – aus dem Himalaya stammend – bei uns einheimische Pflanzenarten zu verdrängen droht. Da alle bisherigen Versuche, das Gewächs zurückzudrängen, nur mäßigen Erfolg brachten, versuchten die beiden Jungforscher, einen Nutzen aus der kaum zu bekämpfenden Pflanze zu ziehen. Sie analysierten die Blüten und konnten in deren Ölen Substanzen nachweisen, die in der Medizin einsetzbar sind. Zudem könnte das extrahierte Blütenöl, dessen Duft die beiden Jungforscher als 'komplex-blumig' beschreiben, zur Kreation von Parfums genutzt werden, ähnlich wie man es von Rosenöl kennt. Vielleicht ziehen unter diesen Bedingungen eines Tages Blütenpflücker durch die Landschaft und schränken so die weitere Ausdehnung des Springkrauts ein.

Johannes Meier belegte den 2. Platz im Bereich Arbeitswelt mit dem Projekt "MeasureSaw" (Foto: Stiftung Jugend forscht)


Und ein weiterer 2. Platz ging nach Bayern, dieses Mal im Bereich Arbeitswelt: Johannes Meier (Pfleiderer GmbH, Neumarkt) ermöglicht es mit seinem Projekt „MeasureSaw“ Waldarbeitern, dass sie 'Sägen nach Maß' können. Er entwickelte eine Messvorrichtung für Kettensägen, bei der es Bedienern ermöglicht wird, gefällte Bäume ohne weitere Hilfsmittel schnell und präzise in Stücke mit einer vorgegebenen Länge zu zerlegen. Bei diesem Vorgang muss der Stamm lediglich mit der rollenden Sägekette abgefahren werden. Auf einem in die Luftfilterabdeckung der Säge integrierten Display wird die Länge der zurückgelegten Strecke angezeigt. Das wird möglich, weil am Umfang des Kettenantriebsrades in gleichmäßigen Abständen sieben kleine Magnete angebracht sind: Die rollende Kette dreht das Rad und die Magnete werden auf diese Weise an einem Sensor vorbei bewegt. Aus den übermittelten Magnetimpulsen errechnet ein Mikrocontroller die zurückgelegte Strecke.

Sara-Luisa und Anja-Sophia Reh erhielten aus der Hand von Dr. Luiza Bengtsson (Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft) die Urkunde für den Bundessieg in Biologie (Foto: Stiftung Jugend forscht)


Die Bundessiege

Den Bundessieg im Fachgebiet Biologie konnten die Geschwister Sara-Luisa und Anja-Sophia Reh (Gymnasium Maria Stern, Augsburg) erzielen. „Der Blutzucker im Laufe des Zyklus“ ist der Titel ihrer Forschungsarbeit. Die beiden Jungforscherinnen gingen von der Erkenntnis aus, dass der Menstruationszyklus die Insulinempfindlichkeit von Diabetikerinnen beeinflusst. Wie aber hängen Zyklus, Blutwerte und Hormonspiegel zusammen? Dazu werteten die Schwestern über mehrere Monate die Blutzuckerwerte und Insulingaben von Anja-Sophia aus und fanden heraus, dass in der ersten Hälfte des Zyklus die Wirksamkeit des Insulins im Körper bis zum Eisprung ansteigt, danach aber wieder absinkt. Aus den gemessenen Werten entwickelten die beiden Jungforscherinnen eine mathematische Formel und daraus eine App. Nach Eingabe der persönlichen Daten wird vom Programm täglich mitgeteilt, wie sehr eine Diabetikerin ihre Insulindosis senken oder erhöhen sollte. Dadurch werden stabilere Blutzuckerwerte erreicht und es können starke Schwankungen vermieden werden. Die Bundesjury lobte besonders Sara-Luisas und Anja-Sophias enorme Eigeninitiative bei der mathematischen Generalisierung des Problems und der Entwicklung der einfachen Handy-App. Auf diesem Gebiet sind jedoch noch weitere klinische Studien notwendig.

Tassilo Schwarz mit Dr. Stefan Luther (Ministerialdirigent im Bundesministerium für Bildung und Forschung) erhielt den Sonderpreis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit (Foto: Stiftung Jugend forscht)


Den größten bayerischen Erfolg verbuchte Tassilo Schwarz (Johannes-Heidenhain-Gymnasium Traunreut). Für seine Arbeit „Flugdrohnenabwehr: Erfassung, Tracking und Klassifizierung von Flugkörpern“ aus dem Bereich Mathematik/Informatik erhielt er den Sonderpreis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit. Durch den zunehmenden Einsatz von kleinen, zivilen Drohnen ist die Gefahr eines Missbrauchs (z.B. für Spionagezwecke) deutlich angestiegen. Aus diesem Grunde hat der Jungforscher ein spezielles Abwehrsystem entwickelt, mit dem unerwünschte Drohnen erkannt und ihre Position ermittelt werden können. Dabei nehmen zwei Digitalkameras den zu überwachenden Luftraum in Stereo auf. Dringt nun eine Drohne in diesen ein, so nimmt das System sie mithilfe einer ausgefeilten Software ins Visier und verfolgt ihre Flugbahn. Durch die Ausstattung mit einem Mikrofon ist das Drohnenabwehrsystem sogar in der Lage, sirrende Miniflieger von vorbeifliegenden Vögeln zu unterscheiden. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der professionellen Umsetzung, die ein großes Spektrum unterschiedlicher Detaillösung umfasst und mit großem Sachverstand durchgeführt wurde.

Der Vorsitzende des Bayerischen Philologenverbands (bpv) Max Schmidt gratuliert im Namen des Verbandes allen Preisträgerinnen und Preisträgern und freut sich ganz besonders über die herausragende Platzierung der Arbeit von Tassilo Schwarz.

Anmeldungen zur Wettbewerbsrunde 2016/17 (Jugend forscht / Schüler experimentieren) sind ab sofort möglich. Anmeldeschluss ist der 30. November 2016; die Einreichung der Arbeit muss dann Anfang Januar 2017 erfolgen. Nähere Informationen zum Wettbewerb und zur neuen Wettbewerbsrunde unter: Stiftung Jugend forscht e.V., Baumwall 5, 20459 Hamburg, Telefon 040/374709-0, Telefax 040/374709-99 oder unter www.jugend-forscht.de bzw. info@jugend-forscht.de.

Volker Huntemann