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GEMEINSAME KLAUSURTAGUNG

Edmund Speiseder (Landesvorsitzender Katholische Religionslehre), Prof. Dr. Johanna Haberer in der Mitte, daneben Vera Utzschneider Landesvorsitzende Ev. Religionslehre, und die Mitglieder der beiden Fachgruppen vor dem evangelischen Tagungshaus Wildbad-Rothenburg; für den KRGB nahm Ulrike Murr (5. von rechts) teil.

Klausurtagung der Fachgruppen Katholische und Evangelische Religionslehre in Rothenburg-Wildbad

„Chancen und Versuchungen der Mediengesellschaft!
Eine Ethik der Aufmerksamkeit gefordert!“

Die Fachgruppen Katholische und Evangelische Religionslehre setzten bei ihrer diesjährigen Klausurtagung den Schwerpunkt auf dem Thema ‚Medienethik in einer pluralen Gesellschaft’. Den beiden Landesfachgruppenvorsitzenden Edmund Speiseder und Vera Utzschneider war es wichtig, mit dieser Klausurtagung ein Zeichen der gemeinsamen Verantwortung für die Medienerziehung der anvertrauten Jugendlichen zu setzen.

Dazu referierte vor den Mitgliedern der Fachgruppen in Erlangen die Vizepräsidentin der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Inhaberin des Lehrstuhls für Christliche Publizistik Frau Prof. Johanna Haberer. Und die beiden Fachgruppen waren hoch erfreut über die mitreißende Kompetenz, die Frau Prof. Haberer an jenem sonnenverwöhnten Wochenende in der evangelischen Bildungsstätte Wildbad-Rothenburg zeigte.

Zunächst beschrieb die Professorin jene Tendenzen, die aus den USA im Bereich der Medien unsere Alltagswelt beeinflussen und verändern: Dort steigt der Nachrichtenkonsum über das Internet, während gleichzeitig Zeitungen und Zeitschriften an Akzeptanz und damit ihre Nutzer verlieren.

Der Anteil derjenigen Befragten, die mindestens dreimal pro Woche Nachrichten aus dem Internet beziehen, ist erstmals höher als der Anteil derjenigen, die dreimal pro Woche zur Zeitung greifen. Mit anderen Worten: Das Internet lässt die Zeitung als Informationsmedium hinter sich. „Eine radikale Öffentlichkeit, die Publizität einer Gesellschaft ist das Kernstück eines demokratischen Friedens!“, formulierte bereits Immanuel Kant und mit Blick auf die Revolten in Nordafrika, dem Nahen Osten, aber auch auf Wikileaks werde deutlich, so die Referentin, dass angesichts der Macht der Medien dieser Aussage ein ganz neue Bedeutung zuwachse.

Was ist Medienethik?

„Medienethik reproduziert nicht nur den konventionellen Verhaltenskodex, sondern reflektiert die Konventionen auf ihre Geltung und Begründbarkeit“, erklärte Prof. Dr. Haberer und ergänzte, dass dies heiße, auch das moralische Handeln der Medienmacher und Rezipienten zu reflektieren. Grundsätzlich sei zu unterscheiden, so die Medienexpertin, was Recht, was Moral und Ethos sei. Denn das Recht schreibt die Normen fest und damit die Grenze für Übertretungen. Nach Jürgen Habermas beschreibe das Recht den kleinsten gemeinsamen Nenner. Die Moral hingegen fragt:„Was ist gerecht?“, „Was muss für alle gelten?“ und das Ethos stellt die Frage danach, was gut sei und was die gemeinsamen Wertmaßstäbe einer Kultur seien.

Prof. Dr. Johanna Haberer bei Ihrem Vortrag vor den Fachgruppen Religionslehre

Die Bibel – Beispiel für Multiperspektivität

Anschließend ging Frau Prof. Dr. Haberer auf die Botschaft der Bibel ein, die von Anfang an auf Medien angewiesen gewesen sei. Das Christentum sei ja eine missionarische Religion und bedürfe der Verkündigung. spielen, richtig eingesetzt, die Medien eine wichtige Rolle. Mit Martin Luther sei eine neue Dimension dadurch erreicht worden, dass durch das gedruckte Buch als neues Medium der damaligen Zeit die Botschaft des Evangeliums breitere Leser- und Hörerkreise erreichen konnte.

Für Prof. Dr. Johanna Haberer ist die Bibel als Art Mustererkennung publizistischer Denkgestalten zu sehen. So steht die Frage: „Wie erreicht Gott die Aufmerksamkeit der Menschen?“ im Mittelpunkt. Und so dürfe und solle die Theologie erkennen, dass sie seit den ersten Predigten der Apostel medial gewirkt habe. Und weil es auch vier verschiedene Evangelien gebe, so die Professorin, könne man bereits die Bibel als Beispiel für eine Multiperspektivität ansehen. Und die Theologie, so versteht es Johanna Haberer, befasst sich mit der Wirkung der Medien auf das Heil und die Heilung von Menschen.

„Von einer Ethik der Öffentlichkeit“, so Prof. Haberer, spricht Christoph Türcke. Er bezeichnet unsere Mediengesellschaft als eine Gesellschaft, die an einem ADHS-Syndrom leidet. „Was keine Beachtung hat, existiere nicht! – Wer nicht öffentlich vorkomme, habe kein Gesicht“ Und so ist die Frage zu stellen, was passiert mit einer Kultur, die ihre Träume medial nach außen verlagert? Protestantische Medienethik, so resümiert Prof. Johanna Haberer, sei als eine Ethik der Aufmerksamkeit zu begreifen.
Die Wahrnehmung Gottes sei als synästhetisches Ereignis zu begreifen, die Medien seien dazu jene Instrumente, die das „Sehen“, „Hören“, „Erinnern“, „Wahrnehmen“ Gottes aktualisieren.

Edmund Speiseder


KLAUSURTAGUNG DER FACHGRUPPEN:

EVANGELISCHE UND KATHOLISCHE RELIGIONSLEHRE IN NEUENDETTELSAU

Die Klausurtagung der Fachgruppen evangelische und katholische Religionslehre fand vom 11. Juli bis 12. Juli 2014 in Neuendettelsau statt. Eingeladen dazu hatten Vera Utzschneider, Landesfachgruppenvorsitzende für evangelische Religion und Claudia Maria Dirmeier, Landesfachgrupenvorsitzende für katholische Religion. Folgende Themen behandelten und diskutierten die Bezirksfachgruppenleiter: Herausforderungen und Fragen im Schulalltag, Erfahrungen mit Seminaren und Fragen zur Ökumene. Über neueste Entwicklungen am bayerischen Gymnasium referierte Herr StD Michael Schwägerl, stellvertretender Vorsitzender des bpv, Mitglied des HPR. In kompeteten Fachdiskussionen wurde auf die große Herausforderung, die der katholische und evangelische Religionsunterricht an Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler stellt, eingegangen.


Eine Bereicherung für alle Teilnehmer stellten die Besichtigung der verschiedenen Einrichtungen der Diakonie und des Missionswerks Neuendettelsau dar. Mit diesen gewonnenen Erkenntnissen endete die ökumenische Klausurtagung der beiden Fachgruppen.

Claudia Maria Dirmeier, Vera Utzschneider

BUCHBESPRECHUNG

Thomas Gottfried, Abitur-Training Religion Katholische Religion - Band 1 und 2, Stark Verlagsgesellschaft, Freising 2013, je 14,95 €

1. Formale Kriterien
Durch Gestaltung der Schrift in verschiedenen Farben: Abitur-Training Religion, Ausgabe Bayern sowie mit je einem Bild pro Band auf dem Cover-Band 1:Taize, Band 2:Weltjgugendtag in Rio de Janeiro- werden gezielt Abiturientinnen und Abiturienten angesprochen; dieser positiv gewonnene Eindruck wird durch ein sehr übersichtliches Inhaltsverzeichnis und Seitenlayout verstärkt.

2. Quantität
Die komplett überarbeitete Ausgabe von 2013 bietet eine Fülle an neuem Wissen, das im ersten Band auf 228 Seiten und im zweiten Band auf 222 Seiten darstellt wird. Auch sind die Informationen zu den entsprechenden Themen auf den jeweiligen Seiten der beiden Bände prägnant ausgeführt. Jedes Kapitel wird mit einem dazu passenden Bild eingeleitet, wobei sich auch im fortlaufenden Text immer wieder Bilder finden, um die gesamte Thematik besser zu veranschaulichen.

3. Qualität
Der Autor Thomas Gottfried hat mit den Bänden Abitur -Training Religion, katholische Religion 1 und katholische Religion 2 ein Lehr- und Übungsbuch für Schülerinnen und Schüler geschaffen, das sie hervorragend auf das Abitur vorbereitet. Es werden sämtliche Themenbereiche der 11. Jahrgangsstufe: "Religion in einer offenen Gesellschaft“, „ Wege zu Gott/Gotteserfahrungen“, „Klassiker der Religionskritik“ und „das christliche Menschenbild"(Inhaltsverzeichnis) sowie der 12. Jahrgangsstufe :"Ethik aus christlicher Sicht“, „ethische Kompetenz“, „Gestaltungsauftrag für die Gegenwart“ sowie „das christliche Credo" (Inhaltsverzeichnis) besprochen.

Darstellung Band 1 und Band 2

Zu den einzelnen Kapiteln werden in einem Info-Kästchen zentrale Begriffe hervorgehoben und gemäß der Altersstufe der Schülerinnen und Schüler entsprechend erklärt. Anschließend wird in einem farbigen Kästchen speziell darauf hingewiesen, was die Abiturientinnen und Abiturienten inhaltlich in diesem Kapitel erwartet. Die einzelnen Kapitel sind aufschlussreich gegliedert. Dazwischen werden Informationen eingeschoben und wichtige Gedankengänge zusammengefasst. So wird zum Beispiel im Band 1 das Kapitel "Der Mensch im Horizont des Gottesglaubens: Christliches Menschenbild" dem Schüler kompetent und fachgerecht vermittelt. Es werden hier die einzelnen anthropologischen Grundaspekte wie etwa "Liebe und Aggressivität, Glück und Unglück, Emotionalität und Rationalität, Kreativität und Muße", um nur einige relevante Beispiele zu nennen, erläutert. Ein weiteres Kapitel zu dieser Thematik befasst sich mit modernen und aktuellen Menschenbildern und Sinnentwürfen, wobei auch Naturwissenschaft und Anthropologie vor große Herausforderungen gestellt werden. Die Sprache der beiden Bände ist wissenschaftlich fundiert und dennoch gut für Schülerinnen und Schüler verstehbar.

Im Band 2 werden vor allem zukunftsorientierte Aspekte vermittelt. Dabei geht es um den Gestaltungsauftrag der Gegenwart, christliche Zukunftshoffnung, Zukunftsvisionen und deren spätere Verwirklichung für junge Menschen. Gerade dieser Band ist sehr ansprechend und motivierend für junge Erwachsene geschrieben. Ins Zentrum wird die Botschaft vom Reich Gottes gerückt. Im Alten Testament wird die Position JHWHs sowohl als eines transzendentes Gottes als auch als eines Partners mit seinem Volk herausgehoben. Im Neuen Testament ist es Jesus Christus, der Erlöser, der alle Menschen miteinbezieht und sie durch seine Auferstehung an der Realisation des Reiches Gottes teilnehmen lässt. Das Credo gibt dazu nochmals eine Zusammenfasssung der Glaubensinhalte.

Gerade im Hinblick auf das anstehende Abitur sind die beiden Bände für die Schülerinnen und Schüler zur Vorbereitung dafür äußerst empfehlenswert. Thomas Gottfried hat diese Bücher wissenschaftlich und kompetent geschrieben. Gerade junge Menschen sind motiviert, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und dazu auch fürs Leben zu lernen.

Claudia Maria Dirmeier

Stellungnahme des bpv zum Fach Evangelische Religionslehre im neuen LehrplanPLUS, formuliert auf auf der Grundlage von Beiträgen der Fachgruppensprecher der Regierungsbezirke für das Fach Evangelische Religionslehre