Bezirk Oberfranken

Im Schatten des Ukrainekriegs:

Frühjahrstagung des Bezirksverbands Oberfranken

War in den vergangenen beiden Jahren die Corona-Pandemie das beherrschende Thema auch für die Veranstaltungen des Philologenverbandes, so bestimmten Tag 23 und Tag 24 des verbrecherischen Angriffskriegs auf die Ukraine in diesem Jahr das Geschehen. Dies wurde bereits beim Einchecken im gewohnten Tagungshotel Steiner in Großheirath bei Coburg deutlich: Auch hier sind Geflüchtete aus dem kriegsgeplagten europäischen Land untergebracht.

Am Freitag konnte Bezirksvorsitzender Markus Kestler Schulpsychologin Regina Knape und Heinz-Peter Meidinger, den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, als Referierende sowie zahlreiche wieder- oder neugewählte Delegierte, Obleute und Personalratsmitglieder, darunter auch Frau Sabine Vatter vom Bezirkspersonalrat, und des weiteren die beiden oberfränkischen Seniorenvertreter begrüßen.


In seinem Bericht nannte er neben etlichen Treffen, an denen er in Präsenz oder online teilgenommen hatte, die Themen, die den Hauptvorstand am meisten beschäftigten; dies seien nach wie vor die Pandemie und damit verbundene Fragen, etwa, wie sich der BPV zu Maskenpflicht und Testpraxis positioniere. Verbandsinterne Anliegen seien die Nachwuchsrekrutierung und das Erscheinungsbild in den Medien


Durch Frau StDin Knape, Schulpsychologin und Beauftragte für Lehrergesundheit an der Schulberatungsstelle in Oberfranken, die als Referentin kurzfristig für den erkrankten Verbandsvorsitzenden Michael Schwägerl eingesprungen war, erhielt die Versammlung einen Einblick in die Situation der Schülerinnen und Schüler sowohl im Hinblick auf die Corona- als auch auf die Ukraine-Krise. Lehrkräfte und Eltern hätten während der Pandemie vieles geleistet, ein großer Teil der Heranwachsenden sei gut zurechtgekommen, weil er insbesondere auch zu Hause gut betreut worden sei und durch Hobbys eine gewisse Stabilität gehabt habe. Aber etwa dreißig Prozent der Schülerinnen und Schüler seien vulnerabel und so träten jetzt vermehrt Störungen wie Jugenddepressionen, Angstzustände oder Essstörungen auf. Es werde wohl zehn, mindestens jedoch fünf Jahre dauern, bis die psychischen Folgen von Corona überwunden seien. Auch Lehrkräfte litten unter psychosozialen Belastungen; in diesem Zusammenhang verwies Knape auf die KM-Homepage zum Thema Lehrergesundheit und lobte die Arbeit des Verbandes, der sich auch in diesem Bereich stets um Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler gekümmert habe. Im Blick auf die Wahrnehmung des Ukraine-Kriegs durch Kinder wies sie vor allem dem bei Jugendlichen beliebten chinesischen Kanal Tiktok eine verheerende Wirkung zu, der zwischen Musikvideos immer wieder Gewaltszenen zeige.


Das Thema Ukraine und die Beschulung der geflüchteten Kinder nahm breiten Raum im Referat und der nachfolgenden Diskussion mit dem DL-Präsidenten Heinz-Peter Meidinger ein. Nach einer Vorstellung des Dachverbandes und seiner Geschichte ging es um die Frage, wie man mit der derzeitigen Situation umgehen solle. Ein erhebliches Problem sei, wie auch die Corona-Krise gezeigt habe, der Mangel an Lehrkräften, die man eigentlich in Zeiten des Überangebots einstellen müsste, was aber nicht passiert sei. Die Krisen bänden einiges an Kapazität des DL, sodass für Kernaufgaben, wie z. B. der Beschäftigung mit Fragen, was heute Allgemeinbildung sei oder wie der digitale Transformationsprozess, der kein rein technischer sein dürfe, vonstatten gehen solle, wenig Ressourcen blieben.


Mit den Referaten von Benedikt Karl und Tilo Hemmert, beide Mitglieder im Hauptvorstand des BPV, die am Samstag zur Tagung kamen, erhielt die Versammlung weiteren Diskussionsstoff. Hauptpersonalratsmitglied Karl stellte die Kampagne #wasbleibt vor, in der über verschiedene Stationen und Gremien der Verband ausloten will, welche Chancen und positive Leitplanken die Krise dem Gymnasium von morgen geliefert habe. Aus seiner Arbeit im Hauptpersonalrat berichtete er über Themen wie die Einkommensrunde 2021, die Belastungen durch Corona, insbesondere durch den erhöhten Ausfall von Lehrkräften, und die Betreuung von in Quarantäne befindlichen Kindern von Lehrkräften. Abschließend stellte er die Neuerungen für die Beurteilung 2022 vor.


„Allmacht und Ohnmacht im Zeitalter der Digitalität. Der Homo digitalis in einer vollkommen mediatisierten Welt auf der Suche nach dem digitalen Selbst“ lautete der Titel, den Tilo Hemmert, Referatsleiter für Digitalisierung und Statistik im BPV, seinem Vortrag gegeben hatte. Das Suffix -ität im Titel verweist dabei auf die Realität, in der wir bereits angekommen sind, und Hemmert zeigte auf, wie sehr Algorithmen schon heute das Leben der Menschen bestimmten. Er benannte Herausforderungen und Gefahren der Digitalisierung und gab Ratschläge, wie digitale Freiräume zu gewinnen seien.

Die Beratung der Anträge an die Hauptversammlung 2022, die im Juli in München stattfinden wird, bildete den Abschluss der Tagung.

Zurück zu den Geflüchteten in Großheirath: Die Kommunikation mit ihnen war aufgrund fehlender Sprachkenntnisse auf beiden Seiten kaum möglich. Mit Hilfe einer Russisch sprechenden Servicekraft konnte man aber von den Kindern erfahren, dass sie sich sehr wohl wünschten, schnell wieder in die Schule gehen zu dürfen, aber eben in eine, in der sie ihre Muttersprache nutzen könnten. Das entspricht der Position der ukrainischen Generalkonsulin Iryna Tybinka, die an die KMK appelliert hatte, das Aufrechterhalten der nationalen Identität ukrainischer Kinder zu achten – verständlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass der Ukraine jahrhundertelang die nationale Selbstbestimmung verwehrt wurde und dass sie jetzt unter gewaltigen Opfern um deren Erhalt ringen muss. Man erkennt den verzweifelten Wunsch, möglichst rasch in unzerstörte Heimatstädte zurückkehren und das alte Leben in Frieden wieder aufnehmen zu können. Das wäre nicht nur für die Kinder, die nach Oberfranken gekommen sind, dringlichst zu erhoffen.


Anni Krug / Fotos: Michael Schmidt

"Der bpv und die Medien"


Bericht von der Bezirkstagung Oberfranken in Großheirath am 17. September 2021


Zur Herbsttagung des Bezirks konnte der Vorsitzende Markus Kestler zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der oberfränkischen Schulbezirke begrüßen und diesen über seine Tätigkeit berichten.

Erwartungsgemäß sei das Jahr seit der letzten Bezirkstagung in Kloster Banz von der Corona-Pandemie geprägt gewesen. Der Hauptvorstand habe sich wiederholt online getroffen, um die jeweils aktuellen Fragestellungen intensiv zu diskutieren und Positionen des bpv zu beschließen. Großes Thema sei die Impfung gewesen, insbesondere die Priorisierung bei den verschiedenen Schularten. Beim Impfen habe es ebenso wie bei Quarantäneanordnungen erhebliche regionale Unterschiede gegeben. Auch die Belastung der Lehrkräfte, die Ausstattung mit Luftfilteranlagen, die Digitalisierung und die Ausstattung der Schulen seien Arbeitsschwerpunkte gewesen.


Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Referat von Benedikt Karl, der jetzt als Hauptpersonalrat die Interessen der Lehrkräfte an Gymnasien vertritt, vorher aber Pressereferent des bpv war.


Seine Präsentation „Der bpv und die Medien“ veranschaulichte mit zahlreichen Beispielen die Möglichkeiten und Probleme des Verbands im Umgang mit den Medien. Der Nachrichtentransport sei vielfältig: Pressemitteilung, Interview, Hintergrundgespräch, Agenturmeldung, Tweet/Post, die Verbandszeitschrift „Das Gymnasium in Bayern“, der Newsletter für Mitglieder und einiges mehr seien Möglichkeiten, die Öffentlichkeit zu erreichen. Der Mikrobloggingdienst Twitter habe den Vorteil, dass alle es lesen könnten; viele Journalistinnen und Journalisten ließen sich so erreichen. Man könne Nachrichten lancieren wie zum Beispiel einen Kommentar zur Augsburger Puppenkiste und zu den Pooltests, die es nicht für die Gymnasien gebe. Wichtig sei es, dass der Verband Staatskanzlei, Landtagsfraktionen, KM usw. erreichen und so wirken könne.
Ein neues Format seien digitale Pressekonferenzen am 22. Januar, 23. März und 19. Juli gewesen. Insgesamt sei Corona ein Beschleuniger der Pressearbeit gewesen, denn viele coronabedingte Fragen seien in der Schule aufgetreten und übertragen worden.


Vor der Beratung der Anträge für die Hauptversammlung, die im November voraussichtlich wieder in Präsenz in München stattfinden wird, erfolgten der Kassenbericht und die Entlastung des Kassenführers Thomas Schweida. Außerdem wurde die Wahlen der Fachgruppen und Obleute vorbereitet. Der Bezirksvorsitzende bedankte sich bei den scheidenden Obleuten und überreichte ihnen ein kleines Geschenk.

Anni Krug

Schule in den Zeiten der Pandemie


HERBSTVERSAMMLUNG DES BEZIRKS OBERFRANKEN IN KLOSTER BANZ

Was in der echten Normalität so ganz selbstverständlich ist, wurde am 25. September 2020 zu etwas Besonderem: eine Bezirksversammlung als Präsenzveranstaltung. So begrüßte der Bezirksvorsitzende Markus Kestler neben zahlreichen Delegierten, Obleuten und Fachgruppenleiterinnen und Fachgruppenleitern besonders seine Vorgänger Peter Drescher und Alfons Neudecker und die Seniorenvertreter Hubert Wicklein und Dr.Ernst Walter sowie den Verbandsvorsitzenden Michael Schwägerl zum Herbsttreffen in der Tagungsstätte der Hanns-Seidel-Stiftung in Kloster Banz unter besonderen Hygienevorgaben.


In seinem Bericht hob der neu gewählte Bezirksvorsitzende hervor, dass seine erste Amtszeit bisher von Corona geprägt sei; überwiegend seien auch die Sitzungen des Hauptvorstandes auf digitalem Weg erfolgt. Er äußerte die Hoffnung, dass Schulen gut durch das Schuljahr kommen mögen; im Augenblick stimmten die Infektionszahlen in Oberfranken optimistisch. Die Rückmeldung aus den Kollegien oberfränkischer Gymnasien sei differenziert, was den Umgang mit Corona anlangt, aber darin spiegele sich die Gesellschaft wider.


Verbandsvorsitzender Michael Schwägerl referierte zu „Schule und Verbandsarbeit in den Zeiten der Corona-Pandemie“. Die Luftreinigung der Klassenräume sei ein wichtiges Anliegen des Verbandes, nach seiner Einschätzung wichtiger als Dienstlaptops. Die Diskussion dazu laufe, aber angesichts der geschätzten Kosten, würden die Mittel von ca. 50 Millionen Euro wohl nicht für eine flächendeckende Ausstattung reichen, deshalb sei es erforderlich, je nach baulichen Gegebenheiten der einzelnen Schulen Prioritäten zu setzen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Corona-Debatte sei das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung, wie sie nach dem derzeit gültigen Rahmen-Hygieneplan gefordert sei. Transparente Masken seien zugelassen, sie böten aber keinen Schutz für den Träger selbst, verhinderten jedoch den ungehemmten Tröpfchenausstoß. Die Problematik für den Verband bestehe darin, dass es wie in der Gesellschaft an sich ein breites Spektrum an Meinungen dazu gebe, auch Austritte, weil den einen die Maßnahmen zu locker und den anderen diese als zu streng erschienen.

Was die Schulen auch belaste, sei die Kurzfristigkeit von Entscheidungen, das Ministerium reagiere auf Entscheidungen aus der Staatskanzlei, daher gebe es kultusministerielle Schreiben auch zum Wochenende, die bereits am Wochenanfang umgesetzt werden müssten. Auch der Verband müsse rasch reagieren, daher seien auch für ihn, den Vorsitzenden, teilweise wenig Absprachen möglich, oft nur mit dem geschäftsführenden Vorstand. Wie elementar Schule in der Strukturierung des Alltags sei, habe die Krise erst sichtbar gemacht. Deshalb sei es ein dringendes Anliegen von Ministerpräsident Söder, Wirtschaft, Schule und Kindertagesstätten am Laufen zu halten und einen weiteren Lockdown unbedingt zu vermeiden.

Die Gestaltung der Oberstufe und des Abiturs im G 9 seien regelrecht geräuschlos durch den Ministerrat gegangen; hier habe der Verband sich gut einbringen können. Ein wesentlicher Erfolg sei auch, dass es nun externe Systemadministratoren (sechs bis acht pro Landkreis) geben solle. Schwägerl kritisierte jedoch, dass die Warteliste nicht geleert worden sei; auf 4400 staatliche Schulen entfielen 800 Teamlehrkräfte, die den coronabedingten Ausfall von Lehrkräften kompensieren sollen.

Die Hauptversammlung 2020 werde angesichts des Infektionsgeschehens in München keine Präsenzveranstaltung sein, nach einer virtuellen Lösung werde gesucht.

Zum Ende seines Referats ging der Vorsitzende auf die mediale Präsenz des bpv ein. Sie sei nicht flächendeckend, in verschiedenen Redaktionen sei die Stimmung eher gegen Philologen gerichtet und für Fragestellungen im Bildungsbereich werde meist der BLLV gehört.

Bei der nachfolgenden Diskussion wurden zahlreiche Fragen, die sich aus der besonderen Zeit in der Schule ergaben, erörtert. So ging es um Datenschutz bei Videokonferenzen bzw. Videounterricht; das Gesicht müsse nicht gezeigt werden, nur Ton und Tafelbild. Mebis und Teams konkurrierten mit bestehenden Schulportalen. Schwägerl führt aus, dass ein Problem bei Mebis sei, dass die Server wegen der Bildübertragung überfordert seien. Das Kultusministerium verhandle mit MS, um Teams fortzuführen (über 31. Dezember hinaus), Ministerpräsident Söder habe eine eigene Schulcloud, die Bayerncloud, beim Schulgipfel angekündigt.

Insgesamt wurden mehr Verlässlichkeit, z. B. in welches System man sich einarbeiten solle, und einheitliche Hygienekonzepte gefordert. Außerdem sollten die zusätzlichen Belastungen, die sich u. a. in einer Mehrung von Aufsichten zeigen, gesehen werden.

Michael Schwägerl wies abschließend darauf hin, dass die Regeln in der Schule strenger seien, weil dies eine staatliche Pflichtveranstaltung sei, sodass eine besondere Fürsorgepflicht herrsche. Wichtig sei es, allen Widersprüchlichkeiten zum Trotz die Akzeptanz der „Entscheider“ zu erhalten, das sei notwendig im demokratischen Prozess.

Nach der Aussprache mit dem Verbandsvorsitzenden machte Markus Kestler darauf aufmerksam, dass es außer Corona auch noch andere wichtige Themen gebe, so das neue G-9-Abitur. Er selbst fände die Stärkung des Profils, z. B. dass bei zwei Fremdsprachen kein Deutsch-Abitur oder bei zwei MINT-Fächern kein Mathematik-Abitur abgelegt werden müsse, attraktiv.

Danach verlasen der Bezirksschatzmeister Thomas Schweida und der Kassenprüfer Jochen Späth ihre Tätigkeitsberichte; der Schatzmeister wurde von der Versammlung einstimmig entlastet.

Nächster Tagesordnungspunkt waren die 2021 anstehenden Wahlen. Bei der HPR-Wahl gebe es, so Kestler, durch die Trennung der Ministerien vier oder fünf statt drei Vertreter/innen des Gymnasiums. Die verbandsinternen Wahlen fänden vom 15. bis 19. März 2021 statt, allerdings ohne Seniorenvertretung, weil diese über Briefwahl organisiert wird.

Für die Hauptversammlung 2021 waren fünf Anträge eingegangen, die diskutiert und über die abgestimmt wurde.

Nach einer angeregten Debatte, wie man Studierende bzw. Berufsanfänger für den Verband gewinnen könne, schloss Markus Kestler die Bezirkstagung.


Anni Krug